Vom 5. bis zum 8. Dezember lud das Deutsch-Russische Forum e.V. in Kooperation mit der Konrad- Adenauer Stiftung und der Moskauer Schule für gesellschaftliche Bildung zum Seminar mit den Schulen für politische Studien des Europarates. Das zur Tradition gewordene, einmal jährlich stattfindende Seminar richtet sich an Multiplikatoren aus Russland und Deutschland mit dem Ziel sich zu aktuellen Themen auszutauschen.
Über 120 Teilnehmer waren in die Konrad-Adenauer Stiftung in Berlin gekommen, um unter dem Titel „Europa im 21. Jahrhundert zwischen Demokratien und Populismus“ über die aktuellen politischen Entwicklungen in der EU und Russland zu diskutieren. „Wir erleben heute eine Welt, die voller ungelöster Fragen ist“, betonte Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D. und Vorsitzender des Vorstandes, Deutsch-Russisches Forum e.V., in seiner Eröffnungsrede. Die aktuellen weltpolitischen Geschehnisse seien kaum überschaubar, man sehne sich nach Erklärung. Angesichts des großen Zulaufs der populistischen Strömungen in ganz Europa, könne das gewählte Thema aktueller nicht sein. Auch Claudia Crawford, Leiterin des Auslandsbüros Moskau und Landesbeauftragte für die Russische Föderation der Konrad-Adenauer-Stiftung, betonte in ihrer Eingangsrede, man müsse bei der neuen Generation immer wieder für die Demokratie werben. „Wir müssen die Gefahren des Populismus verstehen“, so auch Dr. Elena Nemirowskaja, Gründerin der Moskauer Schule für gesellschaftliche Bildung.
Mit einer der Hauptgründe für den wachsenden Populismus in Europa sei, dass die Bürger ihre Entscheidungssouveränität wieder zurückgewinnen wollen, erörterte Prof. Dr. Jörg Baberowski vom Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität, in seinem Impulsreferat zu Beginn des Seminars. Der Populismus ziele darauf, den Bürgern das Gefühl zu geben, in ihrem Namen zu sprechen. „Überall in Europa sind populistische Bewegungen auf dem Vormarsch. Die Populisten reden den Bürgern ein, sie seien die Repräsentanten des wahren Volks“, so Baberowski. Nicht zuletzt werde diese Entwicklung auch von den Medien verstärkt, da diese heute stark dazu neigen, die Menschen zu erziehen. „Die Medien müssen berichten und nicht urteilen“. Gerade deshalb hätten alternative Foren im Internet einen großen Zulauf, so Baberowski weiter. „Die Menschen suchen nach Räumen, in denen man wieder Freitext reden kann“. Davon profitiere auch der Populismus. Eine Lösung sei, mehr Kontroverse in der öffentlichen Diskussion zuzulassen, dann würde auch der Erfolg des Populismus nachlassen. „Lernen wir die Welt aus der Perspektive des anderen zu sehen und zu verstehen, ohne dabei die eigene Welt aufzugeben“.
Nach diesem Auftakt widmeten sich die Seminarteilnehmer an den kommenden vier Tagen in Diskussionsrunden und in Gruppenarbeit neben der großen Frage des Populismus u.a. auch den Themen Internet im 21. Jahrhundert, soziale Medien, Propaganda, Migration und Integration sowie Globalisierung.