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Info-Bulletin | Kurzmeldungen vom 15. September 2023

Lambsdorff in Moskau

Bereits Ende Juli sprach sich der zum damaligen Zeitpunkt noch designierte Deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, für "Foren mit Russland [aus]. Es sei trotz Meinungsverschiedenheiten und Spannungen wichtig, die Politik des Gegenübers zu verstehen, zu analysieren und darüber zu berichten“, sagte er im Gespräch mit Table.Media. Es gebe unterschiedliche Ansichten bezüglich der Mitgliedschaft in internationalen Organisationen, aber es sei wichtig, „Foren zu erhalten, in denen auch Vertreter Russlands ihren Platz haben“. Für einen Ausschluss Russlands etwa aus der OSZE will er sich nicht stark machen. Trotz der kürzlichen Ausweisung deutscher Diplomaten und der Schließung von Konsulaten in Russland sei es wichtig, Gesprächskanäle zu erhalten und zu stabilisieren (Politbriefing, 25. Juli 2023).

Zwischenzeitlich trat Graf Lambsdorff seinen Dienst in Moskau an. Laut Tagesspiegel wurde der neue deutsche Botschafter mit Vorwürfen begrüßt: Der bisherige FDP-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff übergab in Moskau im Außenministerium sein Beglaubigungsschreiben. Dabei habe die russische Seite den konfrontativen und unfreundlichen Charakter der deutschen Politik in den bilateralen Beziehungen bemängelt, teilte das Ministerium mit. Die antirussische Politik Deutschlands mache jahrzehntelange Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zunichte. Es herrsche eine unvernünftige Russophobie (Tagesspiegel Morgenlage, 17. August 2023).

Erster Todestag von Michail S. Gorbatschow

"Er war bescheiden, aber er war sich seiner historischen Größe bewusst! Bettina Schaefer liest aus ihrem Buch "Michail Gorbatschow - Wie er unser Leben veränderte."

Es war eine bewegende Veranstaltung zum Jahrestag seines Todes im Museum „DIE MAUER | The Wall“ in Berlin am Leipziger Platz. „Michail Gorbatschow – Wie er unser Leben veränderte“. Das ist der Titel eines Buches, herausgegeben von Bettina Schaefer mit so genannten „narrativen Interviews“. Die Journalistin und Verlegerin bat prominente Begleiter Gorbatschows, ihre persönlichen Eindrücke in Erzählform zu schildern. Zu den Interviewten gehören u.a. Horst Teltschik, Klaus Mangold, Gregor Gysi, Henning Scherf und der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau Andreas Meyer-Landrut.

Hermann Krause, Vorstandsmitglied im Deutsch-Russischen Forum, führte durch den Abend und bat Bettina Schaefer aus den Beiträgen vorzulesen. „Ein Mensch in großen Buchstaben“ sind die sehr emotionalen Erinnerungen von Oxana Grinberg überschrieben. Der Beitrag von dem Chef der Band „Scorpions“ Klaus Meine hat den Titel: „Gefühlt waren wir per Du!“ Im Wechsel mit den gelesenen Zitaten interviewte Krause anwesende Autoren, wie zum Beispiel Sonja Eichwede, die als Neunjährige Gorbatschow in Bremen traf. Ein bezauberndes Foto entstand, das zum Coverbild des Buches wurde. Mittlerweile 35 Jahre alt und Abgeordnete des Bundestages, erinnerte sich Sonja Eichwede an das Treffen mit dem letzten Präsidenten der UdSSR. „Er hat mich als Kind wahrgenommen und akzeptiert, er strahlte Wärme und Zuversicht aus."
Dies war auch der Eindruck, den Gabriele Krone-Schmalz wiedergab. „Michail Sergejewitsch wusste, dass mein Mann sehr krank war. Zu seinem 85. Geburtstag hat er ihm einen Brief geschrieben, der mich noch heute zu Tränen rührt." Als erste westliche Fernsehkorrespondentin interviewte sie 1987 Gorbatschow. Ihr Beitrag ist überschrieben mit dem Satz: „Dieser Mann hatte Kampfgeist“. Aus Göteborg angereist kam zu dem Abend in Berlin die Geschäftsführerin von „Green Cross“ Schweden Tonia Moya. Nicht nur Perestroika und Glasnost waren Gorbatschow wichtig, schon während seiner Präsidentschaft lud er in den Kreml zu einem „Globalen Forum für Umwelt und das Überleben der Menschheit“. Tonia Moya schilderte, mit welcher Energie und Hoffnung Gorbatschow später das „Green Cross“ gründete. Moya: „Er war seiner Zeit immer weit voraus, ein Wegbereiter, ein Pionier, ein außergewöhnlicher Mensch."

Ruslan Grinberg, ein enger Weggefährte Gorbatschows, überschrieb seinen Beitrag: „Mehr Mensch als Politiker“. Zitat: “Ich mochte an ihm alles, er war für mich ein Vorbild, ein Idol – auch weil er ein einfacher Mensch war." Die Frage, wie er unser Leben veränderte, beantwortete Martin Hoffmann, Geschäftsführender Vorstand des Deutsch-Russischen Forums, sehr persönlich. So hat ihn Gorbatschow dahingehend beeindruckt, dass er quasi sein ganzes berufliches Leben dem Ziel widmet, zwischen Deutschland und Russland Brücken zu bauen. Hoffmann: „Mein Beruf ist meine Berufung und Gorbatschow spielte dabei eine prägende Rolle".

Im Ausland verehrt und mit zahlreichen Auszeichnungen versehen, wird der Friedensnobelpreisträger Gorbatschow in Russland nach wie vor äußerst kritisch gesehen. Ihm vorzuwerfen, er habe die Sowjetunion verraten, hielt als letzter Interviewpartner des Abends Professor Wolfgang Eichwede für absurd. „Denn es war ja Russland, das sich gegen die Sowjetunion stellte." Professor Eichwede hob die Bedeutung Gorbatschows für die internationalen Beziehungen heraus. „Der Traum vom Europäischen Haus war geboren. Der Kalte Krieg fand ein Ende, die Charta von Paris skizzierte eine Welt in Frieden."
Am Ende der Veranstaltung, es waren mehr als 80 Gäste im Museum, war vielleicht allen klar, wie sehr gerade jetzt sein Erbe verspielt wird. „Aber genau deshalb ist es wichtig, an diesen großen Politiker zu erinnern“, so die Verlegerin Bettina Schaefer. Wie heißt es in ihrem Buch: „Er war bescheiden, aber er war sich seiner historischen Größe bewusst!"

"Einheitlicher Wahltag" in Russland

Alexey Yusupov, Leiter des Russlandprogramms der Friedrich-Ebert-Stiftung, schreibt im ipg-Journal über den zurückliegenden Wahlsonntag: „21 Regionalchefs, 16 Regional- und Stadtparlamente sowie eine Reihe von kommunalen Gremien standen zur Wahl. Insgesamt handelte es sich um 4.000 einzelne Wahlkampagnen.“ Was bedeutet das mit Blick auf die in 2024 anstehenden Präsidentschaftswahlen? Lesen Sie mehr hierzu unter diesem Link.

Kontakte pflegen, Netzwerke bilden

Ende August kamen 13 junge russische und 13 junge deutsche Nachwuchskräfte aus allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens in der aserbaidschanischen Hauptstadt zusammen. Nach einer zweijährigen Pause knüpften Nachwuchskräfte aus Ihren Reihen in Baku an die lange Vereinstradition der Young Leader Seminare an.
Die russischen Teilnehmenden stammen aus dem Netzwerk der russischen Deutschlandalumni und wurden im Vorfeld eingeladen, sich für eine Teilnahme zu bewerben. In Deutschland wurden die Seminarkandidaten durch Sie, liebe Mitglieder, nominiert.

Sich kennenzulernen und Gespräche zu initiieren, waren die Ziele des Seminars. Inhaltliche Impulse boten Vorträge der örtlichen Auslandshandelskammer, der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und durch Pfarrerin Petra Schwermann. Es ist eine gute Tradition, auch Praxiserfahrungen im Rahmen eines solchen Seminares zu vermitteln: So besuchte die Gruppe junger Nachwuchskräfte u.a. die Produktionsstätten der Unternehmensgruppe ULDUZ, die seit vielen Jahren schmackhafte Schokoladen herstellt. Mitglieder des Forums boten Key-Notes mit Ihren Gedanken zur herausfordernden Fragestellung „Was kann …?“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten zudem in einem Praxisseminar von MAGNET – Werkstatt für Verständigung gUG die Möglichkeit, Methoden einer konfliktfreien Kommunikation zu erlernen. Professionelle Trainer gaben theoretische Ansätze zu einem konfliktfreien Miteinander, auch wenn zu besprechende Themen kontrovers und heikel waren. Die Begeisterung der Nachwuchskräfte war greifbar, die Diskussion entfachte in Kleingruppen und gab ausreichend Möglichkeit, das Wissen und die Lernbereitschaft aller zu spüren. In den Kleingruppen herrschte eine enorm positive Dynamik sich auszutauschen, sein eigenes Wissen aufzubereiten und dieses zu vermitteln. Das Seminar endete in sechs verschiedenen demoslam-Darstellungen, die von den Gruppen selbst konzipiert und im Nachgang mit allen Anwesenden besprochen wurden.

Passwortgeschützter Mitgliederbereich

Auch auf unserer Webseite stellen wir für unsere Mitglieder Informationen und Materialien zur Verfügung. Hierfür haben wir einen passwortgeschützten Mitgliederbereich geschaffen. Bitte verwenden Sie das Passwort „MitgliedDRF“, um beim Anklicken unter anderem auf Inhalte wie Termine, Aktuelles und Veröffentlichungen zu gelangen.
Sie haben die Möglichkeit, sich als Mitglied exkklusiv über bevorstehende Veranstaltungen zu informieren und anzumelden. Um den gewünschten, „geschützten Raum“ innerhalb des Forums zu gewährleisten, bitten wir Sie, das aufgeführte Passwort nicht an Dritte weiterzureichen.

Veranstaltungshinweise

3. bis 5. November 2023 | Leipzig
Cupwochenende mit großem Finale des Bundescups „Spielend Russisch lernen“ 2023 mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus deutschen, österreichischen und Schweizer Schulen.
Mittwoch, 15. November 2023 | Köln
Dialog der Zivilgesellschaften. In Kooperation mit der Städtepartnerschaftsverein Köln-Wolgograd e.V. sowie dem BDWO und SWOEB. Näheres hierzu in Kürze.
30. November 2023 | Online
Sprechstunde Vorstand. Unsere Mitglieder können sich direkt an die Mitglieder des Vorstandes wenden und über Aktuelles ins Gespräch kommen.

Lesetipp

Berliner Zeitung, 14. September 2023: Wieso darf es keinen zivilgesellschaftlichen Kontakt mit Russland geben?

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