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Info-Bulletin des Deutsch-Russischen Forums vom 12. September 2024

Liebe Mitglieder,

das neue Infobulletin mit Nachrichten, Projektberichten und Initiativen zeigt auf, dass der gesellschaftliche Dialog über und mit Russland wach und lebendig bleibt. Auch in diesen sehr schwierigen Zeiten. Es ist eine der zentralen Aufgaben in dieser Zeit, den Blick genau auf diese Initiativen zu richten, die in dem früher reichen Bürgerdialog eine Selbstverständlichkeit schienen und doch gerade jetzt den Kern eines „Arche Noah Prinzips“ der Verständigung bilden. Hier werden Räume des menschlichen Miteinanders erhalten, die wirken können, wenn politische Verhandlungen hierfür wieder einen Rahmen schaffen.

Wir informieren Sie über unseren Auftakt in den Herbst, deutsch-russische Jugendbegegnung in Izmir und neue Studienprogramme in deutscher Sprache an einer russischen Universität.

Einige persönliche Gedanken des Geschäftsführers finden sich in einem kleinen Podcast zum Thema „Brücken bauen“. Wir freuen uns auch zu diesem Beitrag über Ihre Sicht, Ihren Kommentar und eigene Erfahrungen.

Ihr
Martin Hoffmann und Sebastian Nitzsche

Kurz notiert

Herbstumfrage des Deutsch-Eurasischen Wirtschaftsbundes

Der Deutsch-Eurasische Wirtschaftsbund (Hamburg) veröffentlichte Anfang September die Ergebnisse einer unter 126 deutschen Mittelständlern durchgeführten Umfrage zur Perspektive eurasischer Märkte. Im Mittelpunkt standen die Märkte der Türkei und Ukraine. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass sich Zentralasien 2025 als Markt positiv entwickle.

Eine (sehr) positive Geschäftsentwicklung mit und in Russland erwarten für 2025 noch elf Prozent der Befragten, 89 Prozent halten dies für (sehr) unwahrscheinlich. Bis zu 30 Prozent meinen, dass es noch bis zu drei Jahre dauern könnte, bis Russland wieder ein interessanter Markt sei, 58 Prozent geben an, dass dies erst später erfolge, 12 Prozent gehen davon aus, dass Russland nie wieder eine solche Marktposition einnehmen werde. Doch nach zweieinhalb Jahren Krieg sehen mit 88 Prozent noch immer die meisten Mittelständler den russischen Markt nicht auf ewig verloren, so der Wirtschaftsbund abschließend.

Metrostation „Universität der Völkerfreundschaft“ eröffnet

In Moskau wurde eine neue U-Bahn-Station „Universität der Völkerfreundschaft“ eröffnet, die sich neben der gleichnamigen Hochschule befindet. Die Symbolik ist aussagekräftig (siehe Bild). Die neue Station ist Teil der 8,3 Kilometer langen Troizkaja-Linie, mit der das Moskauer Metronetz auf insgesamt 16 Linien heranwächst.

Deutscher Föderalismus: neuer Studiengang an MGU

Gern verweisen wir auf ein zusätzliches Studienprogramm der MGU. In diesem Semester startet das Russisch-Deutsche Institut der MGU ein neues deutschsprachiges Studienprogramm „Deutscher Föderalismus: Politischer Hintergrund und regionale Besonderheiten“. Das Programm besteht aus zwei Modulen.

Das erste Modul untersucht die historischen Umstände der Entstehung des modernen deutschen Staates, die Besonderheiten der politischen, rechtlichen und sozialen Systeme des modernen Deutschlands auf föderaler Ebene und die Struktur der Beziehungen zwischen Deutschland und der EU.

Das zweite Modul beschäftigt sich mit den historischen, kulturellen, sprachlichen, wirtschaftlichen und politischen Besonderheiten der einzelnen Bundesländer. Noch bis 30. September 2024 werden Bewerbungen für das zusätzliche allgemeine Bildungsprogramm angenommen. Das Programm wird vollständig in deutscher Sprache durchgeführt. Die Teilnahme am Programm steht Erwachsenen mit abgeschlossener Sekundarschulbildung offen. Weitere Informationen über das Programm erhalten Sie hier:

Leseempfehlungen

Schon die Rezension von Hartmut Sommerschuh in der Berliner Zeitung liest sich (fast) wie eine Liebeserklärung. Er verweist auf die Veröffentlichung des Buches "Der schwarze Stein aus Tschechows Garten" von Antje Leetz. „Mutig und feinsinnig: Antje Leetz erzählt von ihrer „schmerzlichen Liebe zu Russland. Ihr Buch ist eine Würdigung alter Freundschaften und inniger Begegnungen in Russland.“

In eigener Sache

Aktuelle Liste bilateraler Städtepartnerschaften

In den vergangenen Wochen startete das Deutsch-Russische Forum erneut eine Abfrage unter allen bekannten Städtepartnerschaften und regionalen Kooperationen mit dem Ziel, den aktuellen Stand der Partnerschaftsarbeit abzufragen. Die Liste der Städtepartnerschaften zeigt auf, dass alle deutschen Städte ihre Partnerschaften gegenwärtig ruhen lassen.

Zu bemerken sei an dieser Stelle, dass oftmals in den Antworten der Städte und Kommunen darauf verwiesen wurde, dass zwar offiziell Städtepartnerschaften ruhen, jedoch die einzelnen Partnerschaftsvereine auf individueller, zwischenmenschlicher Ebene auch weiterhin den Kontakt halten.

Kontakte zu den Städtepartnerschaftsverantwortlichen und den einzelnen Partnerschaftsvereinen erhalten Sie auf www.russlandpartner.de.

Beeile Dich, Gutes zu tun

Treffen zum Gedenken des „Heiligen Doktors“ Dr. Friedrich Joseph Haass in Tischkowo

Am 20. August fand im Dorf Tischkowo (ca. 30 Kilometer von Moskau) eine Gedenkveranstaltung statt, die dem in Russland bekannten Dr. Friedrich Joseph Haass (1780-1853) gewidmet war. Haass war ein deutscher Arzt, der im Jahr 1806 nach Russland gekommen ist, wo er bis zu seinem Tod tätig war. Er wurde auch der „Heilige Doktor“ genannt. Über 20 Jahre hat das Deutsch-Russische Forum e.V. seinen wichtigsten, nach Dr. Friedrich Joseph Haass bezeichneten Preis für deutsch-russisches Engagement an herausragende Persönlichkeiten beider Länder vergeben.

Das Gedenktreffen im August fand in der Lindenallee statt, einem der wenigen verbliebenen Reste des Landgutes von Haass in der Region Moskau.

Das Gedenken an den „Volksdoktor“ in Tischkowo lebt dank einer Gruppe von örtlichen Aktivisten, in der u.a. die Landwirte Andrej und Jelena Lysenkow aus der Nähe von Tischkowo tätig sind. Andrej Lysenkow, Alumnus des Young-Leader-Seminares des Deutsch-Russischen Forums, hat uns mehr über die Veranstaltung erzählt:

„Friedrich Joseph Haass (Федор Петрович Гааз) war von 1812 bis 1840 Besitzer eines Landgutes hier in Tischkowo und hat als Arzt und als einfacher Mensch fantastische Dinge vollbracht“. Sein ganzes Leben habe er Brücken zwischen den Reichen und Armen, Katholiken und Orthodoxen, zwischen allen Leuten gebaut, so Lysenkow weiter. Er habe viel Gutes für die Ärmsten, für Ausgestoße, inkl. Gefangenen gemacht. In den Gefängnissen habe er die Bibel verteilt, die Gefangenen bei ihrer Verlegung begleitet, ihnen Essen besorgt und sie als Arzt natürlich auch behandelt.

Der Sinn seines Lebens habe er darin gesehen, anderen zu helfen. Sein Spruch ist bekannt geworden: „Beeile dich, Gutes zu tun“. Und er habe alles dafür getan.

Herr Lysenkow erzählte auch, dass aktiv ein Verfahren für die Heiligsprechung von Haass in der katholischen Kirche laufe. Die Unterlagen lägen auf dem Tisch von Papst Franziskus. Haass war katholisch, seine guten Taten richteten sich aber an orthodoxe Gläubige. „Für uns ist es wichtig, dass solche Leute in unserer Erinnerung bleiben“, betont Lysenkow.

An der Veranstaltung nahmen auch Paolo Pezzi, Präsident der Konferenz der katholischen Bischöfe in Russland und der apostolische Nuntius (Botschafter des Vatikan in Moskau) Giovanni d’Aniello, sowie die Vertreter der russlanddeutschen Gemeinde teil.

Wein und Thesen nach Immanuel Kant

Wir begehen in 2024 das Jubiläumsjahr „Kant 300“. Das Deutsch-Russische Forum lud hierzu bereits zu Vortragsveranstaltungen, Akademien und letzten Endes zu einer Forumsfahrt in das Ostpreußische Landesmuseum nach Lüneburg ein.

Den Auftakt unserer Programmreihe im Herbst gab eine besondere Abendveranstaltung vergangene Woche in Moskau: In Kooperation mit der Deutschen Botschaft Moskau führten wir eine Kant`sche Tischgesellschaft im Botschaftssaal durch. Wir freuten uns über 40 Alumni aus unserem Netzwerk „hallo deutschland!“ sowie Mitglieder und Botschaftsvertreter.
In einem besonderen Rahmen gemäß überlieferter Vorgaben Immanuel Kants philosophierten unsere Gäste über die Universalität der Ethik. Nach Begrüßungsworten von Hermann Krause sowie einführenden Worten von Sebastian Nitzsche gab Prof. Aleksej Krouglov, Dekan des Lehrstuhls für Geschichte der ausländischen Philosophie an der philosophischen Fakultät der RGGU, einen Impuls zum Thema des Abends: "Vereinbarkeit, Spannung oder Widerspruch? Die Universalität der Ethik aus der Perspektive kultureller, sprachlicher und nationaler Unterschiede".

In gemütlichem Ambiente und mit einem Glas des Lieblingsweines Kants in der Hand setzten die Gäste an den Tischen das Gespräch fort und interpretierten Zitate Immanuel Kants, die Prof. Krouglov eigens für den Abend ausgewählt hatte.

Bundescup „Spielend Russisch lernen“

Über 150 Schulteams nahmen an den schulinternen Runden des diesjährigen Bundescups „Spielend Russisch lernen“ teil. 36 von ihnen sind nun zum großen Finalwochenende Anfang November in die Lutherstadt Wittenberg eingeladen. Auf den Spuren Cranachs und Luthers kommen Sprachkönner und -nichtkönner miteinander in Kontakt und werden spielerisch in einem Wettbewerb um die besten Russischkenntnisse antreten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen dabei aus fast allen deutschen Bundesländern sowie aus Österreich, der Ukraine und der Schweiz. Der Bundescup wird durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von der Globus Stiftung, der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und dem Schmetterling Verlag.

Musik für den Frieden

2023 hat „Musik für den Frieden - Mузыка ради Mира“ einen sehr beachteten deutsch-russischen Musikfilm gedreht und in Deutschland und Russland im Internet veröffentlicht. In diesem Herbst wird in der Türkei das Projekt „Internationales Musik Friedens Camp“ stattfinden. Eine Woche lang begegnen sich deutsche und russische Jugendliche, aber auch junge Menschen aus anderen Krisengebieten in diesem Camp zu gemeinsamen Aktivitäten. Der Abschluss wird ein internationales Konzert der Teilnehmenden im großen Konzertsaal von Izmir sein.
Das Ziel des Friedens Camps ist die Völkerverständigung und Freundschaft unter den internationalen Teilnehmenden durch gemeinsames künstlerisches Tun, durch intensive Gespräche, Sport und das alltägliche Zusammenleben. Thomas und Ulrike Vogt, Initiatoren dieses Projektes: „Wir wollen die medialen „Feindbilder“ durch „Freundbilder“ ablösen. Wir wollen der „psychologischen Kriegsführung eine „emotionale Friedenssehnsucht“ entgegensetzen“. Es gehe um ein interkulturelles Miteinander, um Gestalten und Kreieren.

Das gesamte Projekt wird von einem Freiburger Filmemacher in einem Dokumentarfilm aufgezeichnet und soll im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden.

Detailliertere Informationen zum Projekt erhalten Sie auf der Webseite: www.musik-fuer-den-frieden.de

Werden Sie Teil dieser außerordentlichen Friedensinitiative und spenden Sie. Eine Spendenbescheinigung kann vom Verein MUSIK FÜR DEN FRIEDEN e.V. ausgestellt werden.
Spendenkonto: Sparkasse Markgräflerland, IBAN DE24 6835 1865 0108 7211 43, BIC SOLADES1MGL

Veranstaltungshinweise Dritter

Berlin, 29. September | Szenische Lesung
„Charlottengrad. Ein Stück Russland mitten in Berlin“

Vor ziemlich genau 100 Jahren emigrierten Hunderttausende Russen nach Berlin. Die Oktoberrevolution 1917 und der darauffolgende Bürgerkrieg ließen zahlreiche Adlige, Geschäftsleute und Intellektuelle ihre Heimat verlassen. Russische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kamen nach Berlin! Fast alle bedeutenden russischen Autoren und Autorinnen des 20. Jahrhunderts lebten vorübergehend hier oder besuchten die Stadt, die Anfang der 1920er Jahre zu einem regelrechten Versuchslabor des literarischen Exils wurde. Doch wie lebten die Emigranten damals in Berlin und wie nahmen sie die Stadt wahr? Bedeutete für sie das Leben im Exil das Versiegen ihrer Kreativität oder vielmehr eine neue künstlerische Chance? Die szenische Lesung beleuchtet ein Stück Berliner Geschichte, das eng mit der Thematik Flucht, Exil und letzten Endes Heimat verwoben ist. Theater im Palais
Aachen, 4. Oktober 2024 | Diskussion "(Don't) mention the war!"

Die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und der Städtepartnerschaftsverein Aachen-Kostroma e.V. laden herzlich ein zur Fortsetzung des Gesprächsformats „(Don’t) mention the war!“.

In der dritten Runde der Veranstaltungsreihe kommen Hannah Wagner, Redakteurin beim Tagesspiegel, Nils Winkhoff, Freunde Baschkortostans e.V., Anastasia Rychkova, Teilnehmerin am Begegnungsprojekt „A million dreams“ und Michael Umland, Renovabis, darüber ins Gespräch, welche Angebote an junge Menschen unter den aktuellen Gegebenheiten sinnvoll sind und was diese selbst dazu sagen. Kann die Krise eine Chance bedeuten, Städtepartnerschaften und Austausch neu zu denken?

Anmeldungen sind erbeten und bis zum 27. September möglich.

Passwortgeschützter Mitgliederbereich

Sie haben die Möglichkeit, sich als Mitglied exklusiv über bevorstehende Veranstaltungen zu informieren und anzumelden. Um den gewünschten, „geschützten Raum“ innerhalb des Forums zu gewährleisten, bitten wir Sie, das aufgeführte Passwort nicht an Dritte weiterzureichen.

Podcast: Dialog mit Russland im „Arche Noah“ Modus

Auch auf unserer Webseite stellen wir für unsere Mitglieder Informationen und Materialien zur Verfügung. Hierfür haben wir einen passwortgeschützten Mitgliederbereich geschaffen. Bitte verwenden Sie das Passwort „MitgliedDRF“, um beim Anklicken unter anderem auf Inhalte wie Termine, Aktuelles und Veröffentlichungen zu gelangen.

Veranstaltungshinweise des Deutsch-Russischen Forums e.V.

Berlin, 30. Oktober 2024 | Lesung "Der Eurasienkomplex"

Autorengespräch mit Thomas Fasbender und Uwe Leuschner aus Anlass des jüngst erschienen Buches „Der Eurasienkomplex. Warum und wie dem Westen die Zukunft entgleitet“. Nähere Details folgen in Kürze u.a. auf der Homepage des Deutsch-Russischen Forums e.V. unter www.deutsch-russisches-forum.de
Wittenberg, 1. bis 3. November 2024 | Bundescup "Spielend Russisch lernen"

In Lutherstadt Wittenberg treten Anfang November 36 Teams junger Sprachbegeisterter aus Deutschland, Österreich, der Ukraine und der Schweiz an. Über 100 Teilnehmende stellen ihr Können der russischen Sprache unter Beweis.

Dialog mit Russland im „Arche Noah“ Modus

Gesellschaftliche Brücken bauen mit Russland-Kann das gelingen? In der Nachfolge der Brandt’schen Ostpolitik der vergangenen 30 Jahre war das vielen Menschen und Institutionen eine Lebensaufgabe.

Ist der Versöhnungsgedanke gescheitert oder lohnt es sich, gerade einen Bürgerdialog in einem „Arche Noah Prinzip“ rückführbar zu gestalten?
Eine persönliche Sicht von Martin Hoffmann, der als Kind der Ostpolitik seit über 30 Jahren den Bürgerdialog mit Russland miterlebt, mitdurchlebt und mitgestaltet.
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