Tiefpunkt in den Beziehungen unserer Länder. Der Ausweg ist ein „Europa der Unterschiede“ sagt Buchautor Alexander Rahr anlässlich der Vorstellung seines neuen Buches „Anmaßung. Wie Deutschland sein Ansehen bei den Russen verspielt“ Anfang März vor einem interessierten Forumspublikum.

In einem Tiefpunkt in den deutsch-russischen Beziehungen hat sich Alexander Rahr dazu bewegen lassen, sein neues Buch „Anmaßung. Wie Deutschland sein Ansehen bei den Russen verspielt“ zu schreiben. Es erscheint Mitte März im Verlag Neues Berlin. Schon jetzt haben wir mit ihm über das Buch gesprochen und gemeinsam mit Alexey Yusupov und über 160 Zuschauern über die Inhalte diskutiert.
Alexander Rahr sieht einen Tiefpunkt in den deutsch-russischen Beziehungen erreicht und lässt im Buch diverse Protagonisten in einem gesellschaftlichen Querschnitt dazu zu Wort kommen. Auch die Gäste unserer Lesung und dem anschließenden Online-Talk waren besorgt über die bilateralen Entwicklungen und drückten ihre Sorgen in einer Vielzahl von Rückfragen und Anmerkungen aus.
Im Gespräch verweist Alexander Rahr auf die „völlig unterschiedlichen Sichtweisen: Die Russen leben mit und in ihrer Identität. Und wir in unserer.“ Das Buch sei ein Versuch, eine der Brücken zu retten, die Deutschland mit Russland seit über 1.000 Jahren verbindet.
Alexey Yusupov, Politologe und Alumnus des Deutsch-Russischen Forums e.V., diskutiert kontrovers mit Rahr. „Das europäische Haus“, wovon im Buch die Rede sei, „sei fast ein Unding.“ Darauf erwidert Alexander Rahr: „Er sieht einen Ausweg nicht in einem Krieg. Gott behüte. Der Ausweg ist ein Europa der Unterschiede.“ In der Runde wurde nicht nur abstrakt miteinander gesprochen. Rahr und Yusupov gingen natürlich auch auf Aktuelles im bilateralen Bereich ein. So kamen Nord Stream 2 und die Causa Nawalny ebenso zur Sprache wie die Ukraine- und Krimkrise. Klicken Sie hier in das Video und verfolgen Sie die Diskussion.
Zum Buch
Alexander Rahr untersucht in sieben symptomatischen Beispielen, was in den Menschen, was in der Politik und Wirtschaft, was bei Verantwortlichen und einfachen Leuten in Russland vorgeht: Was und wie denken sie über Deutschland und die Deutschen? Woher rührt die wachsende Entfremdung? Von wem geht diese Entfremdung aus, wo führt sie hin? Der Autor scheut nicht Emotionen und deutliche Worte, er sondiert mit Sorge und Trauer ein zutiefst gestörtes Verhältnis, das derzeit wenig Aussicht auf Besserung hat. Er selbst ist auf beiden Seiten involviert. Als Berater der Bundesregierung hat er Analysen und Konzepte verfasst, als Russe hat er für Maßnahmen der russischen Politik Verständnis gezeigt. Ihm ist am vertrauensvollen Miteinander der beiden Länder gelegen, und er hält es für möglich.

Zum Autor
Alexander Rahr, 1959 in Taipeh geboren, ist Osteuropa-Historiker, Politologe, Publizist und einer der führenden deutschen Russlandexperten. Ab 1982 war er zunächst für Radio Liberty als Analytiker tätig, später 18 Jahre lang für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. 2004 bis 2015 saß er im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs, seit 2012 ist er Projektleiter des Deutsch-Russischen Forums und parallel dazu als Unternehmensberater in der Privatwirtschaft tätig. Er ist Autor mehrerer Sachbücher, Im Verlag hat er den Roman »2054 – Putin decodiert« und das Erinnerungsbuch »Der 8. Mai. Geschichte eines Tages« veröffentlicht. Rahr ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.