Über den deutsch-russischen Beziehungen schien die Sonne schon strahlender. Die Krim-Annexion, die offensichtliche Unfähigkeit aller Parteien, den tragischen Zwist in der Ostukraine zu befrieden, westliche Sanktionen, amerikanisches und russisches Großmacht-Räsonnement haben zu Ratlosigkeit im Umgang miteinander geführt. Man redet über Aufrüstung. Es wachsen Misstrauen und Verständnislosigkeit füreinander. Churchills Satz: „Russland ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium“ gewinnt im Westen wieder Anhängerschaft in einer Zeit, in der jeder weiß: Die Verhältnisse in Europa werden immer auch vom Temperaturgrad der Beziehungen zu Russland bestimmt.
Es wird schwieriger, miteinander zu sprechen, wo doch das Gegenteil notwendig wäre. Und so folgen wir als DRF in vielfältigen Veranstaltungen unserem Auftrag, Forum zu sein für den Dialog in allen Bereichen der Gesellschaft beider Länder. Wir diskutieren, tauschen uns kulturell aus, sorgen für vielfältige Städtepartnerschaften. Missstände werden angesprochen, aber immer Lösungen gesucht und Gespräche nicht aus Trotz verweigert.
Auf 2018 – das 25. Jahr unseres Bestehens – blicken wir gerne zurück. Den Friedrich-Joseph-Haass Preis erhielt Michael Schwydkoi, der große, gebildete und kulturvolle Freund Deutschlands. Sigmar Gabriel analysierte bei dieser Gelegenheit die deutsch-russischen Beziehungen. Valerij Gergijev dirigierte ein großartiges Festkonzert für uns. Und zum Abschluss des Deutsch-Russischen Jahres der kommunalen und regionalen Partnerschaften zeichneten die Außenminister Heiko Maas und Sergej Lawrow 30 herausragende deutsch-russische Kooperationsprojekte aus. Lawrow seinerseits sprach zu den Hoffnungen und Beschwernissen Russlands im Blick auf den Westen. In Moskau schließlich wurde das Jubiläumsjahr mit einem Festakt begangen, bei dem Ministerpräsidentin Manuela Schwesig das Deutsch-Russische Forum e.V. würdigte.
Und 2019? Wiederum Jubiläen! 20 Jahre Potsdamer Begegnungen, 25 Jahre Journalistenpraktikum für junge russische Journalisten, 20 Jahre Seminar mit der Moskauer Schule für gesellschaftliche Bildung. Zu all dem brauchen wir die finanzielle Unterstützung wichtiger Förderer, vor allem aber jene unserer korporativen oder persönlichen Mitglieder. Dafür sagen wir hier ausdrücklichen Dank. Wir wünschen Ihnen ein glückliches Neues Jahr und hoffen auf eine größere und freundschaftliche Nähe Russlands zum Westen Europas und speziell zu Deutschland. Die Sonne über unseren Beziehungen muss wieder heller strahlen.
Prof. Michael Rutz
Mitglied des Vorstandes
Deutsch-Russisches Forum e.V.