Als Featured Scientist eröffnet unsere Vorjahressiegerin Margarita Tarasova aus Novosibirsk den Science Slam. Die Mikrobiologin konnte mit ihrem Slam-Beitrag „Viren gegen Krebs“ in Karlsruhe 2015 das Publikum vom großen Nutzen der Mikroorganismen für die Medizin überzeugen.
Margarita Tarasova, Mikrobiologin aus Novosibirsk
„VIREN GEGEN KREBS“
Wissenschaftler haben errechnet, dass ein 90 Kilogramm schwerer Mensch im Durchschnitt bis zu 2 Kilogramm verschiedene Mikroorganismen auf und in seinem Körper trägt. Welche Funktion die meisten von ihnen erfüllen, ist noch weitgehend unbekannt. Aber feststeht, dass diese Mikroorganismen nicht umsonst unseren Körper bewohnen. Und manche von ihnen können dem Menschen einen guten Dienst erweisen, zum Beispiel im Kampf gegen Krebserkrankungen. Diesem Ziel haben sich Margarita Tarasova und ihre Kollegen aus dem Labor für Bionanotechnologien an der Novosibirsker Staatlichen Universität gewidmet. In ihrem Auftritt verschafft Margarita nicht nur einen Einblick in die Welt unserer kleinsten Mitbewohner, sondern erzählt auch davon, wie manche von ihnen im Kampf gegen die gefährliche Krankheit helfen können.
Um den Titel kämpfen in diesem Jahr:
Johannes Kretzschmar, Diplom-Informatiker aus Jena
„FRANKENSTEINS ELEKTROAUTO“
Johannes Kretzschmar forscht über künstliche Intelligenz und entwickelt Berechenbarkeitsmodelle für Elektrofahrzeuge. Welche Reichweite hat ein Elektroauto und was hat es dabei eigentlich mit Frankensteins Monster gemein? Diese Fragen veranschaulicht Johannes in seinem Vortrag mit eigenen originellen Zeichnungen, denn der Doktorand ist neben seinem Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena auch leidenschaftlicher Comiczeichner. Unter dem Namen Beetlebum hat er zahlreiche Illustrationen, Zeichentrickfilme und Comics über wissenschaftliche Themen hervorgebracht, denn für ihn sind diese Genres geeignetes Mittel, Wissen unterhaltsam und verständlich zu vermitteln. Eben so, wie er es auch beim Science Slam umsetzen kann.
Alexey Sivukhin, Ökologe aus Ivanovo
„DIE MENSCHHEIT ALS HAUPTBEDROHUNG“
Als Student hat Alexey Sivukhin den Grad der Umweltverschmutzung in seiner Heimatstadt Ivanovo erforscht. Doch nachdem er den größten Teil der einschlägigen Forschungsliteratur für die Region Ivanovo durchstudiert hatte, wurde klar, wie oberflächlich Umweltaufsichtsbehörden dieses Problem beleuchten. Schon seit 20 Jahren wurden manche staatlichen Standards für diesen Bereich nicht mehr erneuert. Nach seiner Untersuchung bereute Alexey schon fast, sich auf das Problem eingelassen zu haben, denn die Ergebnisse waren furchterregend. Wie sich herausstellte, überschritt fast überall in der Region Ivanovo der Anteil an Schwermetallen die zugelassene Norm. Zwischen den unterschiedlichen Todesursachen und der Wirkung von bestimmten Salzen auf den Organismus besteht ein deutlicher Zusammenhang. Diese Situation lässt sich sehr wahrscheinlich in allen Großstädten des Landes beobachten. Alexey hat noch einmal alte Daten überprüft und die Forschungsgeografie um die zwei Gebiete Ivanovo und Kostroma ergänzt, was insgesamt eine Fläche von 80.000 km2 umfasst. Was er dabei herausgefunden hat, erzählt er am 22. Oktober beim Science Slam.
Susanne Grube, Biologin aus Berlin
„DAS BIZARRE SEXUALVERHALTEN DER WINDENGLASFLÜGELZIKADE“
Susanne Grubes Spezialgebiet ist die Entomologie, dem einen oder anderen auch als Insektenkunde geläufig. Die Windenglasflügelzikade hat es Susanne dabei besonders angetan. Dieser zungenbrecherische Tiername ist Gesetz, denn dieses kleine reizende Wesen verfolgt recht bizarre Sexualpraktiken. Diese zu studieren gehört zum Forschungsalltag der Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit Augenzwinkern bezeichnet sie sich selbst als „akustische Voyeurin“, denn mit Hilfe von Lasertechnik belauscht sie die Gesänge der winzigen Zikaden bei der Paarung. Dass sich das auch auf der Bühne hervorragend nachstellen lässt, beweist Susanne in ihrem Slam-Auftritt. Schließlich verfügt sie als Museumspädagogin am Naturkundemuseum in Berlin und Stuttgart über ausreichend Erfahrung, wie man den Besuchern die Exponate handlungsorientiert näherbringen kann.
Vladimir Pimonov, Nanotechnologe aus Rostov am Don
„Die wunderbare Welt der Nanotechnologie – Große Zukunft im kleinen Detail“
Die Herstellung von Nanomaterialien kann jeden wissenschaftlichen Bereich revolutionieren, von theoretischer Physik über Optik bis hin zur Medizin. Denn Materialien dieser Größe lassen sich buchstäblich für den Bedarf zusammenstellen, den Ingenieure und Forscher haben könnten. Aber das Problem besteht darin, dass die Entwicklung solcher Materialien bis heute eine gewaltige Menge an Ressourcen verbraucht und trotzdem ein ziemlich chaotischer Prozess bleibt. Deshalb versuchen Vladimir Pimonov und seine Kollegen von der Südlichen Föderalen Universität, ein verlässlicheres Verfahren für die Herstellung von Nanomaterialien zu finden und ihre neuen Eigenschaften aufzudecken.
Janina Otto, Biochemikerin aus Marburg
„IM SCHWEIßE DEINES ANGESICHTS“
Wer hätte das gedacht? „Männerschweiß riecht für achtzig Prozent der Frauen nach Urin – und für zwanzig Prozent der sehr glücklichen Frauen nach Vanille und Honig“, klärt uns Biochemikerin Janina Otto auf. Außerdem erfahren wir, warum Praktikanten in einem Deo-Labor ein besonders schweres Los gezogen haben – Janina spricht hier aus eigener Erfahrung. Die Doktorandin an der Philipps Universität Marburg enthüllt in ihrem Vortrag interessante Fakten rund ums Thema Schweiß und weiht uns in die Welt der Deodorants ein. Janina liebt es, nicht nur im Labor verschiedene Stoffe zusammen zu mischen, sondern auch in der Küche, und freut sich über kreative Neuentdeckungen. Warum wir diese Offenheit auch bei der Deo-Wahl anwenden und des Öfteren das Deo wechseln sollten, verrät sie uns in ihrem ganz und gar nicht muffigen Vortrag.
Aljona Vasilieva, Biomedizinerin aus Moskau
„WARUM WIR BIS HEUTE IMMER NOCH NICHT TUBERKULOSE DIAGNOSTIZIEREN KÖNNEN“
Der Wissenschaft ist es bis heute im Großen und Ganzen noch nicht gelungen, erfolgreich und rechtzeitig Tuberkulose zu diagnostizieren. Der Mantoux-Test bildet die Situation nicht ausreichend adäquat ab, denn das Tuberkulin enthält über 200 unterschiedliche Antigene. Bei einem positiven Test könnte es sich auch lediglich um eine gewöhnliche Allergie handeln. Aljona Vasilieva hat mit ihren Kollegen vom Gamaleya-Forschungsinstitut für Epidemiologie und Mikrobiologie einen zweistufigen Algorithmus entwickelt, der es möglich macht, die Krankheit sowie ihre latenten oder aktiven Formen zu erkennen. „Eine der häufigsten Todesursachen bei HIV-Infizierten ist Tuberkulose“, erklärt Aljona. „Die Ergebnisse, die wir vor zwei Monaten in einer Gruppe von HIV-infizierten Patienten mit Tuberkulose bekommen haben, zeigen, dass sich das immunologische Diagnoseverfahren sehr gut bewährt hat, auch bei den Kranken, deren Immunsystem angegriffen ist. Dies bedeutet, dass mit dem Verfahren eine große Zahl an Patienten rechtzeitig gerettet werden kann.“