Wie auch hierzulande wird Ostern in Russland groß gefeiert. Doch bei den Feierlichkeiten gibt es zwischen Russland und Deutschland einige interessante Unterschiede.
Der größte Unterschied besteht wohl darin, dass Ostern in Russland nicht zum gleichen Zeitpunkt wie in Deutschland gefeiert wird. Das liegt daran, dass die orthodoxe Kirche nicht wie seine westlichen Pendants den gregorianischen, sondern den julianischen Kalender nutzt. Nach diesem Kalender fängt der Frühling 13 Tage später an. Da das Osterfest immer zum ersten Vollmond des Frühlings gefeiert wird, findet das russisch-orthodoxe Ostern später als das westliche statt. Dieses Jahr fällt es auf den 19. April.
In Russland gibt es eine Vielzahl von Bräuchen, die zum Osterfest gepflegt werden. Ostereier gibt es zwar genauso wie bei uns, jedoch werden sie auf eine andere Art gefärbt. Die Verzierungen auf den Eiern haben einen anderen Stil und wer auf die traditionelle Art färben will, tut dies mit Zwiebelschalen. Während die Eier bei uns meist bei der Familie bleiben und zur Dekoration der Nester dienen, werden sie in Russland nicht gesucht, sondern nach dem Bemalen an Freunde und Verwandte verschenkt. Ein weiterer Brauch ist der Ablauf der Karwoche, die Gläubige montags mit einem großen Frühjahrsputz beginnen; am „sauberen Donnerstag“ in die Banja gehen, um ihren Körper vollkommen reinzuwaschen und den Freitag trauernd und ohne Arbeit verbringen.
Während des Gottesdienstes in der Nacht von Samstag auf Sonntag, werden die Ostermahlzeiten für den Sonntag zusammen mit den Ostereiern in der Kirche geweiht. Der Gottesdienst ist für viele Gläubige in Russland das wichtigste Ereignis der gesamten Osterfestivitäten. Sie grüßen sich an Ostern nicht wie in Deutschland mit „Frohe Ostern!“, sondern mit „Christos voskrese!“ (Christus ist auferstanden!), auf das „Voistinu voskrese!“ (Wahrhaft auferstanden!) geantwortet wird. Das sogenannte „Große Fasten“, eine 48-tägige Fastenzeit wird zur Osternacht beendet. Ähnlich wie im Glauben des westlichen Christentums geht es bei dieser Zeit nicht darum abzunehmen, sondern sich die Seele zu reinigen – also um den Verzicht auf die eigenen Laster und Gelüste.
Am Ostersonntag wird meist im Kreise der Familie gefeiert. In Russland gibt es wie auch in Deutschland dazu Kaffee und Kuchen. Nicht fehlen darf der traditionelle Osterkuchen „Kulitsch“, der aus Hefe, Zucker, Eiern und Mehl gebacken wird. Den klassischen Osterbraten gibt es allerdings nicht. Es werden all die Leckereien, wie Wurst, Schinken, Käse oder Milch, die in der Fastenzeit verboten waren, aufgetischt. Dekoriert wird der Ostertisch festlich mit Kerzen, Körbchen und Blumen.
Das Fest zu Corona-Zeiten
In einem Aspekt unterscheiden sich die deutsche und russische Osterzeit dieses Jahr ganz sicher nicht voneinander. Aufgrund der Situation um das Corona-Virus, wird sowohl in Deutschland als auch in Russland der Besuch von Gottesdiensten ausgeschlossen sein. Auch die Feierlichkeiten zu nutzen, um Zeit mit Verwandten und Freunden zu verbringen, wird dieses Jahr leider nicht möglich sein. Somit werden dieses Jahr viele Familien im kleinen Kreis, in ihren Wohnungen – in Russland wie in Deutschland – zusammen mit ihren Liebsten, das Osterfest feiern und die Gottesdienste online oder im Fernsehen verfolgen. Deshalb wünschen wir Ihnen auch in dieser schweren Zeit frohen Mutes und mit optimistischen Blick in die Zukunft: Frohe Ostern!
Der Berliner Dom überträgt online mehrere Ostergottesdienste:
Gottesdienst zur anbrechenden Nacht
Mit gemeinsamer Abendmahlsfeier im Rahmen der Live-Übertragung.
Gründonnerstag, 9. April 2020, 18 Uhr, https://www.berlinerdom.de/live
Festgottesdienst am Ostersonntag
Mit dem Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (als Video-Einspielung), Dompredigerin Dr. Petra Zimmermann, Domprediger Michael Kösling, Thomas C. Müller, Domorganist Andreas Sieling, Stephan Rudolph, Trompete und dem Sängerensemble des Staats- und Domchores
Mit gemeinsamer Abendmahlsfeier im Rahmen der Live-Übertragung.
Ostersonntag, 12. April 2020, 10 Uhr, https://www.berlinerdom.de/live