Im Januar trat Sergej Netschajew die Nachfolge des bisherigen russischen Botschafters in Deutschland, Wladimir Grinin, an: Wir stellen den 1953 in Moskau geborenen Diplomaten vor.
Schon als Schüler begeisterte sich Netschajew für deutsche Literatur und bezeichnet Erich Marie Remarque bis heute als einen Lieblingsautor. Sein Germanistik-Studium in Moskau ebnete dann den Weg für eine Tätigkeit im deutschsprachigen Raum. Während eines Auslandsaufenthalts 1973 in der DDR lernte er Berlin, Potsdam und Dresden kennen. Von 1977 an bildete Ost-Berlin auch die erste Etappe seines diplomatischen Dienstes.
Seine nächste Beschäftigung führte ihn 1982 in die Mongolei. Von da an fokussierte er sein diplomatisches Engagement aber auf Mitteleuropa und arbeitete nach dem Fall der Mauer in Berlin. In einem Interview mit der russischen Zeitung „Kommersant“ beschrieb er die sowjetischen Bemühungen als entscheidend für die Wiedervereinigung Deutschlands.
In den 1990er- und 2000er-Jahren füllte er verschiedene diplomatische Funktionen in der Bundesrepublik aus, zum Beispiel als Generalkonsul in Bonn (2001-2003). Zwischenzeitlich kehrte er immer wieder nach Moskau zurück und leitete von 2007 an das 3. Europäische Department. Erfahrungen als Botschafter sammelte er von 2010 an in Wien. Dabei kommentierte er auch die Ereignisse auf der Krim und in der Ostukraine und kritisierte die westliche Sanktionspolitik.
Nun kehrt Netschajew nach Berlin zurück, dessen dynamische Stadtentwicklung ihn jedes Mal aufs Neue überrascht. Wie er in dem Interview mit Kommersant im September 2017 sagte, sei die russische Föderation nach der Regierungsbildung in Deutschland bereit, die Beziehungen wieder in traditionelle strategische Bahnen zu lenken. Ebenso betonte er die Verbesserung des wirtschaftlichen Klimas im vergangenen Jahr.