Unser 5. Deutsch-Russischer Science Slam fand dieses Mal als Auftakt unserer deutsch-russischen Städtepartnerkonferenz am 28. Juni 2015 in Karlsruhe statt. Wie in den Vorjahren auch standen je drei Slammer aus beiden Ländern auf der Bühne, die in kernigen 10 Minuten ihre Forschungsarbeiten präsentierten.
Der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck erklärte im einleitenden Interview, dass die Wissenschaft ihn bis zum heutigen Tage als Politiker begleite und stütze, da die Welt immer komplexer wird. Naturwissenschaften seien ein ideales Instrument, diese komplexe Welt zu verstehen. Mit dem Science Slam wolle man nicht nur Dinge verständlich erklären, sondern Lust auf Forschung machen.
Eröffnet wurde der Slam vom Vorjahressieger aus Novosibirsk – Johannes Hinrich von Borstel. Wie immer unbeeindruckt von den Außentemperaturen – in Karlsruhe war es in etwa 65° wärmer als in Novosibirsk 2014 – erklärte er dem Publikum, woran er forscht, warum er Notarzt werden möchte und wie man im Falle eines Herzstillstands reanimiert – mit ca. 120 Beats per minute.
Inga Prishchepa aus Tomsk begeisterte das Publikum mit der Geschichte, wie sie gegen die Widerstände ihrer Kollegen den Schaumbeton neu erfand. Mit einem Zusatzstoff, der aus den Sümpfen der Umgebung gewonnen wird. Die Isoliereigenschaften und der Frostschutz konnten durch sie bedeutend verbessert werden, nicht unwichtig, wenn man in Sibirien wohnt.
Mit Merlin Schumacher kam der Geisteswissenschaftler des Abends auf die Bühne: mit Hilfe von Darth Vader und dem Film ‘La Dolce Vita’ erklärte er den Unterschied zwischen Pop- und populärer Kultur und hatte noch andere zahlreiche Beispiele auf Lager – sehr spannend zu beobachten, wie sich die Reaktionen des bilateralen Publikums von einem lokalen Science Slam unterschieden.
Dmitrii Osipov aus Samara entführte die Zuschauer dann in die Welt der Chemie: “Knockin’ on Compound’s door oder Die Möglichkeiten von kurzlebigen Partikeln”. Anhand von Staukarten aus seiner Heimatstadt erklärte er, dass bei Versuchen zur Herstellung synthetischer Stoffe nicht immer der kürzere Weg der bessere ist.
Margarita Tarasova, Biologin aus Novosibirsk, präsentierte ihren Vortrag mit dem Titel “Viren gegen Krebs”. Dass Viren nicht per se schlecht sind, zeigte sie am Beispiel einer Maus, deren Tumor so gut behandelt werden konnte, dass nahezu keine Spuren von ihm übrigblieben – bemerkenswert, mache der Tumor doch rund 1/3 ihrer Körpergröße aus.
Zu guter letzt kam Martin Ciesielski auf die Bühne, und man merkte gleich: Improtheater ist seine Leidenschaft. Das kam auch beim Publikum an, ebenso wie seine Botschaft, was Geld ist, wo es her kommt und was es mit unserer Gesellschaft macht.
Dann kam das Publikum zum Zug, und schnell war die Frage geklärt: die Boxhandschuhe gehen an Margarita Tarasova, die mit ihrer Mischung aus beeindruckendem Ergebnis und toller Visualisierung überzeugt hat. Wir gratulieren herzlich und freuen uns darauf, Dich im kommenden Jahr in Russland wiederzusehen.
Ein Schmankerl gab es dann noch für alle Beteiligten: die deutschen Slammer erhielten einen Gutschein für einen Intensivsprachkurs am Landesspracheninstitut der Ruhr-Universität Bochum (LSI) und die russischen Teilnehmer erhielten einen Intensivsprachkurs an einem Goethe-Institut in Russland. Schließlich soll der Austausch zwischen den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern nicht in Karlsruhe enden!
Das Projekt fand im Rahmen der deutsch-russischen Städtepartnerkonferenz in Kooperation mit policult statt und wurde gefördert mit freundlicher Unterstützung von Siemens AG, Lanxess AG, Rödl & Partner, Fond Russkij Mir und Goethe Institut sowie dem Landesspracheninstitut Bochum.