Die Entomologin Susanne Grube aus Berlin brachte beim 6. Deutsch-Russischen Science Slam in St. Petersburg den ausverkauften Saal zum Vibrieren. Über 450 Zuschauer ließen sich mit auf eine Exkursion in das Liebesleben der Windenglasflügelzikade nehmen. Mit einer anschaulichen Demonstration über den Paarungsakt der vier Millimeter winzigen Tierchen zog Susanne Grube das Publikum in ihren Bann und wurde am Ende mit dem größten Applaus belohnt. Neben zoologischen Perspektiven gab es außerdem künstliche Intelligenz für Informatiker, Schadstoffbelastungswerte für Ökologen, schweißhemmende Wirkstoffe für Biochemiker und vieles mehr.
Der diesjährige Science Slam war krönender Abschluss eines Pilotprojekts, das das Deutsch-Russische Forum e.V. in Kooperation mit policult und Bumaga Media startete. In einem dreitägigen BarCamp diskutierten 40 Wissenschaftler und Forscher, Journalisten und Organisatoren aus der Ukraine, Weißrussland, Russland und Deutschland Fragen und alternative Strategien der Wissenschaftskommunikation. Bei dieser Ad-hoc-Konferenz bestimmten die Teilnehmenden selbst die Themen und brachten ihre persönlichen Kenntnisse und Erfahrungen ein. Dies bot kreativen Raum, um viele neue Projektideen zu entwickeln. Einige davon konnten während des BarCamps im Rahmen der Abendveranstaltungen bereits erprobt werden. Mit dem Scientific Barhopping ist es gelungen, Wissenschaft an Orte zu bringen, an denen Unterhaltung und Vergnügen an erster Stelle stehen, die sich aber keinesfalls wissenschaftlichen Themen verschließen. Parallel wurden sechs Kneipen in St. Petersburg mit Vorträgen in englischer und russischer Sprache bespielt. Die wissensdurstigen Besucher konnten wie bei einem Kneipenbummel von Bar zu Bar ziehen und sich ihre Favoriten anhören. Dass die Petersburger Kneipenszene einen äußerst fruchtbaren Boden für dieses neue Format liefert, zeigten die interessierten Fragen und Diskussionen, die sich den Vorträgen anschlossen.
Ziel dieses Projekts ist es, Wissenschaft in einer breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren und einem fachfremden Publikum zugänglich zu machen. Den Ideen für alternative Formate der Wissenschaftskommunikation sind hierbei keine Grenzen gesetzt. In Russland hat sich auf Initiative und mit Unterstützung des Deutsch-Russischen Forums e.V. in den letzten 5 Jahren eine Science Slam-Bewegung ausgebreitet, die sich mittlerweile auf alle Regionen erstreckt und mit der Science Slam Russia-Association in einem nationalen Netzwerk gefestigt ist. In diesem Jahr konnte das Deutsch-Russische Forum e.V. erstmals auch Teilnehmer aus der Ukraine und Weißrussland aufnehmen und das Netzwerk um diese Länder erweitern. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr, um neue Formate und Netzwerkinitiativen zu erproben und vielleicht zu etablieren.
Das BarCamp fand mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und in Kooperation mit policult und Bumaga statt.
Der Deutsch-Russische Science Slam wurde mit freundlicher Unterstützung des Petersburger Dialogs (russische Seite), Siemens, Lanxess, Bosch, dem Goethe Institut und dem Landesspracheninstitut Bochum durchgeführt.
Kontakt: Sibylle Groß, Deutsch-Russisches Forum e.V.
Tel. 030-263 907-14
gross@deutsch-russisches-forum.de