Am 28. November veranstaltete das Deutsch-Russische Forum e.V. gemeinsam mit „Amnesty International Deutschland“ und der „Right Livelihood Award Foundation“ eine Diskussionsveranstaltung mit der russischen Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina.
Rund 50 Interessierte waren am Abend in die Räumlichkeiten von Amnesty International in der Zinnowitzer Straße in Berlin gekommen, um mit der diesjährigen Trägerin des alternativen Nobelpreises über die bürgerliche Bewegung in Russland zu diskutieren. Unter den Gästen befand sich neben Journalisten und Russlandinteressierten auch Daniela Schadt, die Lebensgefährtin des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck.
Der alternative Nobelpreis wird jährlich unter dem Titel „für die Gestaltung einer besseren Welt“ von der „Right Livelihood Award Foundation“ vergeben. In diesem Jahr habe man sich für Gannuschkina entschieden, da sie versuche, Brücken zu schlagen, sagte Jakob von Uexküll, Gründer und Leiter der Stiftung, in seiner Eröffnungsrede. Gannuschkinas Ehrung stehe nicht zuletzt auch im Kontext mit der konfliktreichen Situation zwischen dem Westen und Russland. „Wertekonflikte müssen überwunden werden in einer Situation, in der wir völlig versagt haben, Russland zu integrieren und auf Russland zuzugehen.“ Mit ihrem jahrzehntelangen Engagement für Flüchtlinge und Toleranz für unterschiedliche Ethnien in Russland sei die Leiterin des Netzwerks „Migration und Recht“ der russischen Menschenrechtsorganisation „Memorial“ ein Beispiel dafür, dass man sich pragmatisch für Menschenrechte einsetzen könne, betonte Peter Franck, Leiter der Koordinationsgruppe Russische Föderation Amnesty International Deutschland. „Man braucht Vertrauen in seine Arbeit, gerade da die Bedingungen nicht immer leicht sind“.
Mit viel Humor berichtete Gannuschkina von ihren Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit und den Schwierigkeiten und Erfolgen ihres Engagements für die Zivilgesellschaft in Russland. „Der russische Staat macht es den Bürgerbewegungen nicht einfach“, so Gannuschkina. Das sogenannte Agentengesetz, das bürgerrechtliche Organisationen in Russland als ausländische Agenten brandmarke, habe den Spielraum für die Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft eingeschränkt. Vor allem aber schaffe es innerhalb der Gesellschaft Misstrauen gegenüber der eigenen Zivilgesellschaft. „Die Zivilgesellschaft in Russland wird vernichtet, aber der Staat kann ohne Zivilgesellschaft nicht existieren. Das ist das Hauptproblem.“ Aber auch das fehlende Interesse und Engagement der Gesellschaft selbst seien zu bemängeln. „Es fehlt die Verantwortung für das eigene Land“, so Gannuschkina. „Man muss raus gehen auf die Straße und sich beschweren, man darf sich nicht das Wort nehmen lassen. Und in Russland kann man reden. Ich sage dort nichts anders als im Westen. Egal wie uns das Agentengesetz einschränkt, man kann nicht einfach das ganze Land schließen, darauf zähle ich.“