„Wie kann man die deutsche und die russische Wirtschaft am besten ankurbeln?“ – dieser Frage widmeten sich gestern Abend beim ersten Moskauer Gespräch 2019 im Deutsch-Russischen Haus der geballte Sachverstand zweier internationaler Koryphäen. Prof. Dr. Grinberg (RAS) und Prof. Dr. Bofinger (Sachverständigenrat der Bundesregierung) gaben darauf den 140 Gästen trotz aller länderspezifischen Differenzierungen beachtlich übereinstimmende Antworten. Beide sahen trotz der derzeitigen weltwirtschaftlichen Fragezeichen mittelfristig eine normale Wachstumsentwicklung voraus.
Beide schrieben ihren Regierungen mehr gestalterischen Pragmatismus ins Pflichtenheft. So unterstrich Prof. Bofinger nicht nur, welche Wachstumschancen Deutschland durch sein Dogma der „schwarzen Null“ verpasse. Auch das alleinige Vertrauen deutscher Ökonomen auf die unsichtbare Hand des freien Marktes verhindere eine zeitgerechte Industriepolitik im Wettbewerb mit China. Den größten Hebel für mehr Wachstum sahen Grinberg wie Bofinger in sichereren Rahmen- & Förderbedingungen für Investitionen. Die Erfolgsrisiken und Amortisierungszeiträume bspw. seien bei Zukunftstechnologien inzwischen selbst für einzelne deutsche Weltunternehmen zu groß, um sie allein zu schultern. Russische Unternehmen wiederum wüssten nicht, wo sie investieren könnten, ohne sich durch Erfolge politische Neider zuzuziehen. Spannend fanden beide das Wachstums-Potential, das Russland und Europa hätten, wenn sie im Wettbewerb gegenüber den USA und China geschlossen aufträten. „Vertrauen – die wichtigste Währung der internationalen Zusammenarbeit“ ist daher auch das Thema des nächsten Moskauer Gesprächs am 9. April.“