Am 5. März 2019 diskutierten Michael Lüders, Politik- und Islamwissenschaftler, und der Russlandexperte Prof. hon. Alexander Rahr unter Moderation von Dr. Josef Braml, USA-Experte, in Berlin zum Thema „Eine neue Weltordnung: Vom Ende der amerikanischen Hegemonie“.
Wohin strebt die Welt? Lösen sich die bekannten Muster der Machtkonstellation auf? Antworten zu diesen Fragen konnten knapp 100 Zuhörer in einer Diskussion bekommen.
Die Zeit der Pariser Charta sei vorbei, so Prof. hon. Rahr gleich zu Beginn der Veranstaltung. Multipolarität sei das Stichwort im neuen Jahrtausend und diese verursache Unsicherheit und Konflikte. Die Diskutanten stellen die Frage, ob nun die alte Weltordnung, wie wir sie kennen, zerfalle, da die USA als ehemaliger ‚Hüter der Weltordnung‘ zurücktrete. Gibt es demnach bald keinen Halt in der Weltordnung mehr? Michael Lüders äußert dazu: „Die alleinige Weltmachtposition der USA ist vorbei.“ Dieser Prozess sei dem Experten nach im Jahr 2003 mit dem Irakkrieg in Gang gebracht. Und eben weil die USA eine „Weltmacht im Niedergang“ sei, sollte es Deals mit Russland und China eingehen, so Lüders weiter. Verträge seien wichtig, denn diese würden die rote Linie definieren, die keine der Staaten übertreten würde, hofft der Nahostexperte. Doch anstatt nach Partnern zu suchen, üben die USA Druck aus, auch auf Russland mit den Sanktionen. Wirtschaftliche Unterdrückung sei ein gängiger Weg, unliebsame Länder zu schwächen, erklärt der promovierte Islamwissenschaftler.
In einem Punkt sind sich beide Diskutanten einig: Der Westen sollte den USA weniger mutlos gegenüberstehen, seine eigenen Interessen klar vertreten und Deals mit Russland (oder anderen Ländern) machen, auch wenn dies gegen den Willen der USA sei. Lüders kritisiert, wie zögerlich der Westen gegen die USA handle. Russland habe immer die Nähe zu Europa gesucht, doch die westliche Skepsis Russland gegenüber habe dazu geführt, dass die Osterweiterung der NATO weiter fortschreiten konnte, erklärt er darüber hinaus. Dies habe den Westen in den Augen der Russen zu einem ‚Feindbild‘ stilisiert, ergänzt auch Rahr.
Zum Schluss der Diskussion appelliert Rahr an die deutsche Regierung: Deutschland solle selbstbewusst auf eigenen Beinen stehen, seine eigenen politischen Entscheidungen treffen und zu Russland und den USA gleichermaßen Nähe bzw. Distanz (je nach Situation) aufbauen. Nach Fragen aus dem interessierten Publikum wurden die Gespräche bei einem Get-Together fortgeführt.