
Der Verein „Wir Muttersprachler e.V.“ hat es sich zum Ziel gesetzt russischen Deutschlehrer zu unterstützen, indem er ihnen die Möglichkeit gibt, online mit Muttersprachlern auf Deutsch zu kommunizieren. Im Interview erzählen die Vorstandsmitglieder des Vereins, Gesche Klaustermeyer, Sebastian Hanisch, Eva Knirsch und Esther Schwalb-Rohlehr über die Hintergründe.
Was genau bietet Ihr Verein „Wir Muttersprachler e.V.“ ?
Gesche Klaustermeyer: Der Verein „Wir Muttersprachler“ bietet russischen Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern individuelle sprachliche Unterstützung an. Eine Sprache ist lebendig und stets im Wandel. Sie muss immer praktiziert werden. Für Lehrer*innen, die Deutsch unterrichten, ist der Kontakt zu Muttersprachlern daher von essentieller Bedeutung. Ein Vereinsmitglied, also ein Muttersprachler, trifft sich mit einer russischen Lehrkraft regelmäßig zum Gespräch: Sie diskutieren über ein Thema, frischen Vokabeln auf oder plaudern einfach in der Zielsprache Deutsch. Aufgrund der geografischen Entfernung findet die Gesprächsunterstützung online mit Hilfe einer Videosoftware statt.
Wie ist die Idee entstanden russische Deutschlehrer zu unterstützen?
Eva Knirsch: 2016 konnte ich in Samara eine Schule besuchen. Dort haben mir zwei russische Deutschlehrerinnen im Gespräch deutlich gemacht, dass ihnen ein regelmäßiger Gesprächskontakt mit deutschen Muttersprachlern helfen würde, in der deutschen Sprache „fit“ zu bleiben. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es Muttersprachler, die bereit sind, regelmäßig ein wenig Zeit zu investieren und sich auf ehrenamtlicher Basis mit einem Lehrer, einer Lehrerin zu treffen. Das sind unsere Vereinsmitglieder. Personen aus diesen beiden Gruppen zusammenzubringen und die daraus entstehenden Sprachpartnerschaften zu gestalten, war dann die eigentlich naheliegende Idee. Der russische Deutschlehrerverband hat die Idee von Anfang an mitentwickelt und stellt unser Angebot auf seiner Webseite vor.
Wie genau machen sie das?
Sebastian Hanisch: Der technische Fortschritt macht es heute möglich, dass Menschen sich weltweit über das Internet und entsprechender Software treffen und miteinander unterhalten können. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren haben wir angefangen, die Idee zu „testen“ und uns online mit russischen Lehrern verabredet. Nachdem die Resonanz sehr positiv war und die Technik funktionierte, haben wir Anfang 2018 den Verein „Wir Muttersprachler e.V.“ gegründet. Inzwischen ist unser Verein als gemeinnützig anerkannt. Deutschlehrer*innen, die an einer Sprachpartnerschaft interessiert sind, können sich über unsere Webseite (www.wir-muttersprachler.de) an den Verein wenden (verein@wir-muttersprachler.de). Danach stellen wir Sprachpartnerschaften zusammen. Anschließend vereinbaren die beiden Sprachpartner ganz individuell, in welchem Rhythmus sie sich treffen und über welche Themen sie sprechen wollen. Die Erfahrungsberichte auf unserer Webseite zeigen, dass die Sprachpartnerschaften ganz unterschiedlich mit Leben gefüllt werden.
Was sind ihre Ziele?
Esther Schwalb-Rohlehr: Wir möchten allen interessierten Deutschlehrer*innen Sprachpartnerschaften ermöglichen. Das ist unser Ziel. An Anfragen von Lehrer*innen mangelt es uns bisher nicht. Daher wünschen wir uns viele engagierte Muttersprachler, die mitmachen. Wir wünschen uns auch Partner, die den Verein finanziell unterstützen, so dass wir eine Geschäftsstelle in Berlin unterhalten können. Denn mit der Anzahl der Sprachpartnerschaften steigt auch der organisatorische Aufwand. Was die russische Seite anbelangt, freuen wir uns über weitere Möglichkeiten, unser Angebot bekannt zu machen. Was die Seite der Muttersprachler angeht: Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren und mitzumachen. Man muss als Muttersprachler nicht Lehrer oder gar Lehrer für DaF sein; es genügt, Freude an der deutschen Sprache zu haben und gerne über in Deutschland aktuelle Themen zu sprechen. Ich selbst bin als aktive Sprachpartnerin von Anfang an dabei und kann Ihnen versichern: Es ist eine tolle Sache.