1995 wurde der Club FORUM von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 3. Young-Leader Seminars als Alumnivereinigung des Deutsch-Russischen Forums e.V. gegründet. Die Mitglieder stehen in regelmäßigem Informations- und Erfahrungsaustausch und organisieren eigenständig zwei mehrtägige Konferenzen pro Jahr, abwechselnd in Russland und in Deutschland. Seit der Gründung des Clubs hat sich unter den ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Young-Leader Seminare ein weit verzweigtes Netzwerk beruflicher Kontakte und persönlicher Freundschaften entwickelt – ein Netzwerk, das die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen entscheidend mitprägt. Aus diesem Grund zeichnet das Deutsch-Russische Forum e.V. den Club in diesem Jahr mit dem Sonderpreis des Deutsch-Russischen Forums für herausragende bilaterale Zusammenarbeit aus.
In diesem Jahr feiert der Club zudem sein 25-jähriges Jubiläum. Stellvertretend für die fast 500 Mitglieder sprachen wir mit fünf aktiven Mitgliedern des Clubs, den derzeitigen Koordinatoren:
- Veronika Portnjagina – Absolventin des Young Leader Seminars 2013 in Erfurt, lehrt an der Uraler Föderalen Universität „Boris Yeltsin“ in Ekaterinburg,
- Tatjana Bratkina – seit 2001 in Dresden beim Club und im beruflichen Leben Verwaltungsleiterin des Goethe Instituts in Sankt Petersburg,
- Christine Frank – Absolventin des YLS 2015 auf Kamtschatka, seit vielen Jahren in Russland und verantwortlich für die Mitgliederbetreuung in der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau,
- Alexander Burow – seit 1998 Ekaterinburg dabei und Geschäftsführer der Ihle GmbH im sächsischen Wolkenstein,
- Torsten Erdmann – er war 1998 in Magdeburg beim YLS, viele Jahre in Russland tätig und ist nun bei der Commerzbank AG in der Niederlassung Stuttgart
Fünf Koordinatoren – keine Vorstände, keine Vorsitzende – wie ist der Club eigentlich organisiert?
Alexander Burow: Wir verstehen uns nicht als feste Organisationsstruktur, bewusst haben wir uns in den letzten Jahren gegen eine Institutionalisierung in Form der Gründung eines Vereins entschieden – der Club versteht sich als deutsch-russisches Netzwerk mit ganz wenigen Regeln: die wichtigste ist die des Aufnahmekriteriums: die erfolgte Teilnahme an einem Young Leader Seminar – 52 gab es bereits in der Vergangenheit, jedes Jahr kommen 2 dazu. Ca. 5 bis 10 Teilnehmer pro Young-Leader Seminar entscheiden sich für ein „Dabeibleiben“, aber wir hatten auch Fälle, wo Absolventen erst nach einigen Jahren zu uns gefunden haben. Wir Koordinatoren sind tatsächlich kein Vorstand – wir geben dem Club den organisatorischen Rahmen, setzen Impulse und koordinieren halt – ansonsten basieren wir auf der Eigeninitiative. Bestes Beispiel sind unsere Clubkonferenzen: ein Clubmitglied erklärt sich bereit, in seiner Heimatstadt die halbjährliche viertägige Clubkonferenz zu organisieren – erfahrungsgemäß ist es aber meistens ein kleines Team von Organisatoren. Umso mehr sich Jeder einsetzt, umso interessanter sind die Konferenzen und unser Clubleben. Ein Gremium haben wir dann aber doch, dass sind die halbjährlichen Mitgliederversammlungen während der Konferenzen.
Mit welcher Absicht gründete sich der Club FORUM vor 25 Jahren?
Tatjana Bratkina: Dankenswerterweise haben die Gründungsmütter und -väter bereits erkannt, dass der Mehrwert der Young Leader Seminare darin bestehen sollte, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach jedem Seminar die Möglichkeit zu geben, weiterhin in Kontakt zu bleiben. So ist ein Netzwerk von knapp 500 Mitgliedern in Deutschland und Russland entstanden, und mit jedem neuen Young-Leader Seminar kommen weitere hinzu. Hier vernetzen sich nicht nur Vertreter aus der Wirtschaft. Unter den Mitgliedern findet man Vertreter aus ganz verschiedenen Bereichen: Wirtschaft und Wissenschaft, Politik, Soziologie, Journalistik, Kultur, Bildung, Jura, Design, Technik. „Clubbies“, wie wir uns gerne bezeichnen, sind angestellt oder selbständig, haben viele Jahre Berufserfahrung oder studieren noch. Es gibt Deutsche, die in Russland arbeiten oder Russen, die in Deutschland leben. Alle haben gemeinsam, dass sie beide Sprachen beherrschen.
Haben sich die Ziele und Inhalte des Clubs im Verlaufe der Jahre geändert? Gab es auch mal Probleme?
Veronika Portnjagina: Die Grundidee, sich auszutauschen, voneinander zu lernen, gegenseitig Impulse zu geben und ein Netzwerk zu etablieren, welches auch mal Spannungen aushält, hat sich sicher nicht geändert. Die Diskussionen sind in den letzten Jahren intensiver geworden, hier koppeln wir uns nicht von der allgemeinen Situation und der „Großwetterlage“ ab. Meinungsverschiedenheiten sind ja nicht schlimm, es darf dabei nur niemand persönlich in Diskussionen verletzt werden – ein Punkt, den auch wir im Club erst wieder lernen mussten. Ich persönlich erfahre oft viel Neues, bekomme somit die Möglichkeit, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, Argumente und Meinungen der anderen zu hören.
Was wird den Mitgliedern der Alumni Vereinigung geboten?
Christine Frank: Der Club Forum bietet die bereits erwähnte Möglichkeit, sich auch mit Absolventen vorangegangener und nachfolgender Young-Leader Seminare zu vernetzen. Das wird durch zweimal jährlich stattfindende Club Konferenzen möglich gemacht, aber auch durch regionale Stammtische und den Austausch in einer E-Mail-Gruppe. In dieser findet man alles: Hinweise auf interessante Artikel, Hilfe bei beruflich bedingten Nachfragen, aber auch Tipps für den nächsten Urlaub oder ein dringend benötigter persönlicher Kurier zwischen den Ländern. Und manchmal gibt es eben auch mal emotional geführte Diskussionen zu aktuellen politischen Themen.
Für sein herausragendes Engagement für die deutsch-russischen Beziehungen erhält der Club FORUM in diesem Jahr den Sonderpreis des Deutsch-Russischen Forums e.V. Welche Bedeutung hat dieser Preis für den Club? Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft des Clubs?
Torsten Erdmann: Dies ist keine Höflichkeitsfloskel, wir waren im wahrsten Sinne des Wortes überrascht von der Entscheidung, umso mehr freut es uns natürlich. Eigentlich verstehen wir uns nur als ein kleiner Mosaikstein in den deutsch-russischen Beziehungen und ein Bruchteil dessen, was in Verbindung mit dem Deutsch-Russischen Forum passiert. Sicher erhöht sich mit dem Preis auch die Wahrnehmung unserer Aktivitäten – hier kann ich nur an die Mitglieder des Forums appellieren, weiterhin die Young Leader Seminare intensiv zu nutzen, um Nachwuchskräfte beider Länder zusammenzubringen. Apropos Nachwuchskräfte – eine Organisationsstruktur mit Geschichte braucht auch treibende, junge Kräfte für die Zukunft. Im Herbst wollen wir mit einer Alumni Konferenz unser 25jähriges Jubiläum gebührend begehen, im nächsten Jahr steht die 50. Club Forum Konferenz an und vielleicht finden wir ja auch noch neue Formate, um uns noch intensiver zu vernetzen.