„Deutschland-Russland-EU: Die Pandemie und ihre Auswirkungen für die Außen- und Sicherheitspolitik“ lautete das Dachthema des VI. Jugendforums Potsdamer Begegnungen, was am 16. Juli stattfand und an dem sich über 50 junge Erwachsene aus dem deutsch-russischen Umfeld beteiligt haben.
Grußworte hielten u.a. Leonid Dratschweskij, Gortschakow-Stiftung, Martin Hoffmann, Deutsch-Russisches Forum e.V. und Sergej Netschajew, Russischer Botschafter in Deutschland.
Dirk Wiese, MdB, Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der Östlichen Partnerschaft, Auswärtiges Amt, betonte in seinem Impuls, dass es unabdingbar sei, den politischen und gesellschaftlichen Dialog trotz Pandemie, geschlossener Grenzen und zahlreicher persönlicher Einschränkungen fortzusetzen. Die „Zoom-Diplomatie“ sei ein geeignetes Mittel, doch über kurz oder lang müsse alles daran gesetzt werden, dass auch Face-to-Face-Kontakte und Diskussionen wieder möglich sind. Die Pandemie dürfe nicht zu dauerhaften Einschränkungen führen. Vielmehr läge es in der Verantwortung der jungen Erwachsenen, die sich an dem Forum beteiligen, sich künftig einzumischen und aktiv zu werden. Im Petersburg Dialog steht Dirk Wiese qua Amt der Arbeitsgruppe Zivilgesellschaft vor. Er verweist in seinem Impuls darauf, dass die Arbeitsgruppe in den letzten Wochen an einer „Road Map für die Zivilgesellschaft“ gearbeitet habe. Dies sei ein wichtiges Zeichen in diesen herausfordernden Zeiten. Das Papier ruft zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Handeln auf.
Konstantin Kossatschew ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Föderationsratеs der Föderalen Versammlung der Russischen Föderation und immer wieder ein gern gesehener Gast und politischer Experte des Jugendforums. Er spricht in seinen Ausführungen die politischen Auswirkungen der Pandemie an. Die Pandemie könne in ihren Folgen mit dem Fall der Berliner Mauer vor 31 Jahren und dem Finanzskandal rundum Lehman Brothers verglichen werden. Darüber hinaus wirke die Pandemie fortschreitend in dem politischen Prozess des Entstehens neuer Ungleichgewichte – vor allem in den internationalen Beziehungen. Kossatschow macht einen Rundumschlag des politischen Geschehens: Er erklärt das vorgeworfene aggressive Verhalten Russlands gegenüber Drittstaaten und ruft zu Mahnung und diversifizierter Sichtweise auf. Er spricht die Themen Cyber Security und North Stream 2 an. Oftmals unterliegen diese Themen ungleicher Sichtweisen auf einzelne Staaten und deren Handeln. Grundsätzlich unterstreicht Konstantin Kossatschow die Bereitschaft Russlands, sich an kommenden internationalen Verhandlungen voll umfänglich zu beteiligen, um dem notwendigen Multilateralismus im Agieren der Staaten untereinander eine funktionierende Basis zu bieten.
Prof. Schwydkoj, Sonderbeauftragter des Russischen Präsidenten, verweist auf zahlreiche, künftige Möglichkeiten des Miteinanders unserer Länder – historisch wie aktuell. Am 26. September werde in Moskau das Deutschlandjahr in Russland eröffnet. Am 1. Oktober werde man im Rahmen einer Veranstaltung im Moskauer Hotel „Präsident“ die Jahrestage 65 Jahre Aufnahme Diplomatischer Beziehungen (Besuch Konrad Adenauers in Moskau), 50 Jahre Moskauer Verträge und 30 Jahre Zwei-Plus-Vier Vertrag und damit die Deutsche Einheit thematisieren. Dies alles sind Meilensteine der deutsch-russischen Beziehungen und geben Hoffnung für eine gute und gemeinsame Zukunft.
Das Jugendforum Potsdamer Begegnungen fand bereits zum 6. Mal als wichtige Ergänzung der ursprünglichen Konferenz „Potsdamer Begegnungen“ statt und wurde wie immer von der Gortschakow-Stiftung für öffentliche Diplomatie und dem Deutsch-Russischen Forum e.V. organisiert. Bereits zum zweiten Mal treffen sich die Nachwuchskräfte aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft online, um auch in diesen besonderen Zeiten der Corona-Pandemie die geknüpften Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen. / SN