Soziale Netzwerke sind Konstrukte, die Menschen, Institutionen und Wissen verbinden. Sie können aber auch trennen. In der aktuellen politischen Krise sind Facebook, Twitter und Co. ein Auffangbecken für allerhand Negatives. Den Journalisten als Gatekeeper, als Filterer und Aufbereiter von Information, gibt es in diesen Medien nicht mehr. Er überließ das Feld allen, die ein Smartphone halten können – und vor allem der Emotion. Ging es in den 1980er und 90er Jahren um das Thema Medienethik, so waren die Stichworte vor allem die Menschenwürde oder die Persönlichkeitsrechte Einzelner, wie beispielsweise bei der Barschel-Affäre, wo Zeitungen Bilder eines toten CDU-Ministers nach seinem Selbstmord druckten.
Heute, im „postfaktischen Zeitalter“ der sozialen Netzwerken, geht es hauptsächlich um die emotionalen Befindlichkeiten zwischen Gruppen – und hierbei werden immer tiefere Gräben ausgehoben. Und wo Fakten lediglich sporadisch als Unterfütterung der eigenen Position dienen, ist die Frage nach der Ethik in den Medien nicht länger: Sollten wir dies zeigen? Sondern: Welche Emotionen erzeuge oder verletze ich damit? Wo endet Meinungsfreiheit und beginnt Verleumdung, „hate speech“ und Hetze? Die traditionelle Presse wird dabei mehr und mehr zum hilflosen Zaungast. Muss erst der Staat eingreifen oder gibt es selbstregulierende Mechanismen? Wie kann man mit systematischer Desinformation umgehen? Welche Strategien gibt es in Deutschland, ethische Standards einzuhalten? Fehlt es an Plattformen, um aktuelle und kontroverse Themen zu diskutieren und zu moderieren?
Es diskutieren Prof. Dr. Johannes Ludwig (HAW Hamburg), Prof. Dr. Svetlana Shomova (HSE), Yury Kazakov (Öffentliches Gremium für Beschwerden gegen die Presse) und Thorsten Gutmann (Chefredakteur „Ostexperte.de“). Das Gespräch wird moderiert von Bojan Krstulovic (Chefredakteur Moskauer Deutsche Zeitung).
Dienstag, 06. Dezember um 19.00 Uhr
Deutsch-Russisches Haus, Moskau
Malaja Pirogowskaja 5 (Metro Frunsenskaja/Sportiwnaja)
Anmelden können Sie sich bis zum 5. Dezember über folgenden Link: http://veranstaltungen.drforum.de/register/123
Sie erhalten eine Teilnahmebestätigung. Bitte bringen Sie diese sowie ein Ausweisdokument zur Veranstaltung mit. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Russisch mit Simultanübersetzung statt. Im Anschluss erwartet Sie ein kleiner Stehempfang.
Ansprechpartnerin: Nora Korte Alumni-Netzwerk „hallo deutschland!“ des Deutsch Russischen Forums e.V. an der Deutschen Botschaft Moskau (korte@deutsch-russisches-forum.de)