Am Abend des 20. Februars 2018, fanden die ersten Moskauer Gespräche des Jahres im großen Konferenzsaal der Gesellschaftskammer der Russischen Föderation statt. Vor vollem Publikum diskutierten Martin Hoffmann, Geschäftsführer des Deutsch-Russisches Forum e.V., Wolfgang Spelthahn, Landrat des Kreises Düren, und Veronika Krasheninnikova, Generaldirektorin des Instituts für außenpolitische Studien und Initiativen, unter der Moderation von Herrn Sergej Ordshonikidze von der Gesellschaftskammer der Russischen Föderation.
Die Thematik des 2017 ausgerufenen deutsch-russischen Themenjahres, „kommunale und regionale Partnerschaften“ sollte im Anschluss an die dazu tagsüber stattgefunden Konferenz auch an diesem Abend das Gesprächsthema sein. Sowohl auf deutscher als auch auf russischer Seite ist man sich der Bedeutung der deutsch-russischen zivilgesellschaftlichen Bürgerbegegnungen für die Beziehungen zwischen beiden Ländern bewußt. Neben der Begegnung auf höchster politischer Ebene und dem wirtschaftlichen Austausch sind die regionalen und kommunalen Partnerschaften die dritte Säule, die die russisch-deutschen Beziehung langfristig stützt.
Einigkeit bestand bei allen Teilnehmern darüber, dass diese zivilgesellschaftlichen Bande nicht abreißen dürften, sondern viel mehr verstärkt werden müssten. Die kommunalen und regionalen Herausforderungen ähnelten sich doch zwischen beiden Ländern sehr, so Herr Ordshonikidze. In den Bereichen Wohnungsinfrastruktur und den Fragen, wie die zivilgesellschaftliche Kontrolle und die Lebensqualität zu verbessern und ein nachhaltiges Investitionsklima zu schaffen seien, stehe man auf deutscher und russischer Seite vor gemeinsamen Problemen. Das verbinde. Genau deshalb sei dieser Austausch abseits der hohen diplomatischen Ebene, hier auf der kommunalen und regionalen Ebene, besonders wichtig und vor allem auch ergebnisreich. In diesem Sinne schloss Herr Spelthahn sich an und lud, als Landrat des Kreises Düren, alle ein, im kommenden Jahr 2019 nach Düren zu reisen, um die bestehenden Partnerschaften zu intensivieren. Dieser Austausch sei nicht nur ein Zeichen für Kooperation auf kommunaler und regionaler Ebene. Er stoße auch die deutsch-russische Freundschaft für eine gemeinsame Zukunft an.
Die Zukunft und die Frage, wie man nun konkret das zivilgesellschaftliche deutsch-russische Engagement weiter ausbauen könne, wurde besonders leidenschaftlich diskutiert. Doch wenngleich die Teilnehmer in der Diskussion unterschiedliche Ansätze vertraten, schwang bei allen ein positiver und ermutigender Ton mit. Frau Krasheninnikova sprach sich für einen übergreifenden Positivismus aus. Die allgemeine Berichterstattung über die russisch-deutschen Beziehungen sei belastet. So habe eine positive Berichterstattung über eine solche Veranstaltung wie die Moskauer Gespräche, die über zivilgesellschaftliches Engagement informiere und diskutiere, eine katalysierende Wirkung. Zwischenmenschliche Kontakte auf kommunaler und regionaler Ebene funktionierten als Stabilisator für die teils schwierigen russisch-deutschen Beziehungen.
Herr Hoffmann griff diesen Positivismus in seinen Punkten mit auf. Es gehe in den kommunalen und regionalen Bürgerbegegnungen darum, Dekonstruktives aufzubrechen, Wahrnehmungen zu schärfen und Chancen zu schaffen. Doch ohne Konkretisierung von Projekten, inhaltlich und finanziell, blieben diese Wirkungen aus. Herr Hoffmann sprach sich daher für eine Materialisierung und konkretere Kommunikation der geplanten und bevorstehenden Projekte aus. Nur so könne aus der Gesellschaft heraus auch ein Impuls an die Politik gegeben werden. Besonders in den Städtepartnerschaften gebe es in den Bereichen Jugend, Sport und Soziales schon viele bestehende, aber auch noch viele mögliche, zukünftige Projekte, die die negativen, dekonstruktiven Barrieren aufbrechen könnten.
Um eben diese Konkretisierung auch wahrhaftig in Zukunft herbeizuführen, schlug Herr Ordshonikidze vor, bei der nächsten Zusammenkunft, genannte Ziele wie die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements, die Intensivierung kommunaler und regionaler Partnerschaften sowie anstehende Projekte in einem Schriftstück festzuhalten und als Wegweiser für die Zukunft zu nutzen.
Die Diskussionsrunde wurde auch durch viele Punkte aus dem Publikum erweitert und bereichert. Unter anderem kam die Frage nach einem verstärkten und zentralisierten Netzwerk in den sozialen Medien auf. Es bestehe bereits ein breites Netzwerk an zivilgesellschaftlichen Initiativen auf deutsch-russischer Ebene. Jedoch verliefe dessen „Outreach“ im Sande. Darum sei es erstrebenswert, Informationen gebündelt über einen zentralen Knotenpunkt in den sozialen Medien zu verbreiten.
Im Anschluss an die Expertendiskussion wurden die Gesprächsfäden auf individueller Ebene bei einem Empfang in der Gesellschaftskammer der Russischen Föderation weitergeführt.