Am 24. Oktober trafen wieder hochrangige Journalisten, Politiker, Politologen sowie auch Aktivisten aus Russland und Deutschland in Berlin aufeinander, um über das Thema „Das deutsch-russische Verhältnis im europäischen Kontext: Wie geht es weiter?“ zu diskutieren. Durchgeführt wurde die Konferenz vom Bundesverband Russischsprachiger Institutionen in Deutschland in Kooperation mit der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland, dem Europa-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Deutsch-Russischen Forum.
In der Einführung zeichneten die Referenten ein aktuell durchwachsenes Bild des deutsch-russischen Verhältnisses, das auch in der Vergangenheit oft von Herausforderungen geprägt war. Derartige Krisenzeiten sollen jedoch beide Länder dazu veranlassen aufeinander zu zugehen, anstatt sich voneinander zu entfernen.
Die erste Podiumsdiskussion stand ganz im Zeichen des zwischengesellschaftlichen Dialogs. Veronika Krasheninnikowa, die hier die Gesellschaftskammer der Russischen Föderation vertrat erklärte, dass die „Versuche des Westens, Russland zu isolieren, um es für die Krim zu bestrafen“ scheitern werden, denn Sanktionen führen ausschließlich dazu, dass Russland sich weiter China und Afrika zuwende. Eine Zusammenarbeit beider Länder ist allerdings von hoher Wichtigkeit, insbesondere jetzt, wo rechtspopulistische Kräfte an Zuwachs gewinnen.
In der zweiten Diskussionsrunde stand die regionale Zusammenarbeit im Fokus. Prof. Dr. Martin Schneider von Rhein-Ruhr-Russland e.V. zeigte sich besonders besorgt um den Rückgang des Russischunterrichts in Deutschland und des Deutschunterrichts in Russland. Dies sei besonders tragisch, da „an Sprache die Kultur hängt“. Dies kann man besonders gut an der Krasnojarsk Region wahrnehmen, deren Beziehungen zu China mittlerweile viel intensiver seien als zu Deutschland. Um dem entgegenzuwirken muss man das gesamte Konzept der Städtepartnerschaften größer gestalten, um auch das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen.
Das abschließende Panel thematisierte die gegenseitige öffentliche Wahrnehmung. Dabei waren sich alle Referenten einig, dass mittlerweile ein „Medienkrieg“ zwischen russischen und westlichen Journalisten herrscht. Deutsche Medien tendieren eher dazu ein ganzes Land zu personifizieren und versuchen diesem dann westlich liberale Werte aufzuerlegen. Außerdem merkte Johannes Grotzky, ehemaliger Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks an, dass deutsche Berichterstattungen über Russland häufig nach der „Kunst des Weglassens positiver Dinge“ agieren. Grundsätzlich wird „alles Positive über Russland in Deutschland als Propaganda bezeichnet“, fügte der Politologe Alexander Rahr hinzu.
Am Ende waren sich alle Referenten einig, dass das Misstrauen gegenüber Russen tendenziell wächst. Man ist sich ebenfalls sicher, dass die europäisch-russischen Beziehungen nur dann funktionieren können, wenn das deutsch-russische Verhältnis gut ist. Nicht nur Deutschland ist verantwortlich die Kommunikationsbrücke nach Russland zu bauen, sondern die Russen müssen auch auf den Westen zu gehen, um langfristig aus dem „Freund-Feind Verhältnis“ herauszukommen.