„Städtepartnerschaften sind Friedensangebote von unten“, sagte 1988 der damalige Kölner Bürgermeister Norbert Burger, als Köln mit dem russischen Wolgograd eine Städtepartnerschaft abschloss. Auch wenn die politischen Beziehungen auf Eis liegen – Städtepartnerschaften ermöglichen eine direkte Kommunikation zwischen den Zivilgesellschaften. Nach 1945 wurden die ersten Städtepartnerschaften zunächst zwischen deutschen und Städten der Alliierten gegründet, um die Versöhnung innerhalb Europas voranzutreiben. Deutschland hat über 5000 weltweite Städtepartnerschaften – inoffizielle Partnerschaften, auch Städtefreundschaften genannt, ist weitaus größer. Deutsch-Russische Städtepartnerschaften gibt es heute offiziell 90 Stück.
Die erste wurde 1957 zwischen dem heutigen Sankt Petersburg, damals Leningrad, und Hamburg gegründet. Doch erst mit der Perestroika ab Ende der 1980er kam Aufschwung in die deutsch-sowjetischen Partnerschaften.
Seit 17 Jahren organisiert das Deutsch-Russische Forum e.V. in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher West-Ost-Gesellschaft (Berlin) und der Internationalen Assoziation „Partnerstädte“ (Moskau) im Zweijahresrhythmus abwechselnd in Russland und Deutschland die Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenzen. Sie richten sich an Bürgermeister und Vertreter der Städte sowie Nichtregierungsorganisationen. Dieses Jahr findet die inzwischen XV. Städtepartnerschaftskonferenz unter dem Motto „Wege der Verständigung: Partnerschaften als Mittler des Deutsch-Russischen Dialogs“ vom 25. bis 28. Juni im Kreis Düren statt. Inzwischen ist es kein Geheimnis, dass auch die hohe Politik von dem „Friedensangebot von unten“ Gebrauch macht. 2017 nahmen der damalige deutsche Außenminister Siegmar Gabriel und sein russischer Kollege Sergej Lawrow an der XIV. Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz in Krasnodar teil.
Die Städtepartnerkonferenzen sollen die Zusammenarbeit auf regionaler und kommunaler Ebene stärken. So soll bei der Konferenz in Düren ein weiterer Partnerschaftsvertrag zwischen Heilbronn und Noworossijsk unterschrieben werden. Wir stellen Ihnen einige der bestehenden deutsch-russische Städtepartnerschaften vor.

Düren – Mytischtschi
Die Gastgeberstadt der XV. Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz 2019 Düren hat 13 Partnerstädte weltweit. Seit 2011 zählt die russische Stadt Mytischtschi im Moskauer Gebiet dazu. Eingefädelt wurde diese, laut der offiziellen Webseite der Stadt Düren, damals unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Zahlreiche Besuche finden seitdem zwischen den Städten statt. Dabei spielen die Bereiche Kultur, Jugend, Schule, Sprache, Sport und Medizin eine wichtige Rolle. So besuchten die Schüler des Gymnasiums am Wirteltor im September 2017 ihre russische Partnerstadt. Zwei Monate später folgte ein Ärzteaustausch zwischen den Krankenhäusern Düren und Mytischtschi.

Sankt Petersburg – Hamburg
1957 lud die Stadt Leningrad Vertreter des Hamburger Senats zu einem Besuch ein. Ohne Bewilligung des Auswärtigen Amtes in Bonn wurde diese angenommen und wenige Monate später fand eine erfolgreiche Kontaktaufnahme statt. Aufgrund der politischen Differenzen waren die ersten Jahre mit Hindernissen geprägt: Austauschprojekte und andere Besuche wurden von Seiten der Politik erschwert. Erst mit der neuen Ostpolitik der Bundesregierung der 1970er Jahre wurde der Austausch für die Städtepartner leichter. Neben Jugend- und Schüleraustauschen existieren eine enge Zusammenarbeit in der Verwaltung beider Städte sowie eine regsame wirtschaftliche Kooperation. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft unterzeichneten am 1. September 2017 der Erste Bürgermeister Hamburgs und der Gouverneur des Leningrader Gebiets einen Vertrag über die weitere Zusammenarbeit für die Jahre 2017 bis 2021.

Pforzheim – Irkutsk
Mit 6.253 km Luftlinie ist Irkutsk der weitentfernteste Partner einer deutschen Stadt. Kulturelle und soziale Austausche sowie regelmäßige Treffen zwischen Wirtschaftsdelegationen aus Irkutsk und Pforzheim charakterisieren die Zusammenarbeit. Ziel ist es, neue Wirtschaftskontakte zu knüpfen und sich über neueste technische Entwicklungen auszutauschen. Ein Konzept, das sich auszahlt: 2018 wurden beide Städte für ihren Feuerwehr-Austausch durch den deutschen Außenminister Heiko Maas und seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Deutsch-Russischen Jahrs der regionalen und kommunalen Partnerschaften im Auswärtigen Amt in Berlin ausgezeichnet.

Gütersloh – Rshew
Von historischer Bedeutung ist die seit 2009 existierende Partnerschaft zwischen Gütersloh und Rshew in der Oblast Twer, etwa 200 km westlich von Moskau.
Anstoß bekam die Städtepartnerschaft durch Erich Vornholt, einem deutschen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Bitte auf Versöhnung schrieb er 1992 russischen Veteranen einen Brief. Die Antwort aus Russland traf samt einer Einladung nach Rshew ein. In der Stadt befinden sich Grabstätten von zahlreichen russischen und deutschen Gefallenen. Zur Pflege der Grabmäler wurde der deutsch-russische „Friedenspark“, der den deutschen Friedhof mit den russischen Soldatengräbern verbindet, in gemeinsamer Arbeit erbaut. Weiterhin sind Jugendbegegnungen ein fest etabliertes Austauschprojekt. Bis heute haben mehr als 400 Jugendliche aus Deutschland und Russland aktiv an der „Arbeit für den Frieden“ mitgewirkt. So ist Rshew von einem Ort des Krieges zu einem Symbol der deutsch-russischen Freundschaft geworden.

Heilbronn – Noworossijsk
Bei der Städtepartnerkonferenz in Düren soll der Partnerschaftsvertrag zwischen der südrussischen Hafenstadt Noworossijsk und Heilbronn unterschrieben werden. Ein Jugendaustausch zwischen den Sportschulen der Städte bot 2018 die Möglichkeit, sich kennenzulernen. Daraufhin sprach der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel die Idee einer Partnerschaft aus. Noch im Dezember 2018 willigte die Stadtduma von Noworossijsk in den Vorschlag ein. Heilbronn wird damit die sechste Städtepartnerschaft eingehen, während es für Noworossijsk die 13. Partnerschaft sein wird. Beide Städte sehen in der Verbindung vielversprechende Perspektiven – nicht nur im sportlichen, sondern auch im Kultur- und Bildungsbereich.