Dialog der Zivilgesellschaft in Bonn
Der „Dialog der Zivilgesellschaft“ öffnete auch in diesem Jahr den dringend notwendigen Raum für einen vertrauensvollen Austausch für ehrenamtliche und hauptamtliche Engagierte aus dem deutsch-russischen Umfeld. Im Zentrum standen erneut die grundlegenden wie auch praktischen Herausforderungen zum Erhalt zivilgesellschaftlicher Kontakte und Kooperationen mit Russland.
Nachdem Prof. Hanne-Margret Birckenbach zum Thema Ihres Buches “Friedenslogik verstehen” im letzten Jahr im Deutsch-Russischen Forum vortrug, gaben wir den Teilnehmenden des Bonner Dialogs nun Zeit und Raum, mit Prof. Birckenbach über das Thema “Friedenstüchtig werden. Zum Prinzip der Dialogverträglichkeit” ins Gespräch zu kommen.
Zunächst erhielten unsere Seminarteilnehmenden die Möglichkeit, sich im Plenum auszutauschen. Das Gespräch begannen Hermann Krause und Dr. Leo Ensel. Autor Ensel publizierte zuletzt seinen Beitrag „Die Schlafwandler“, in dem er u.a. auf die Unaufgeregtheit unserer Gesellschaft in einer sich zuspitzenden Situation eingeht. Kriegstüchtigkeit ist das neue Programm, dabei sollte eine Friedensfähigkeit im Mittelpunkt gesellschaftlichen Denkens stehen. Woher kommt das? Was unterscheidet sich heute von den Belangen der Protestler in den 1960er bis hin in die 1980er Jahre? Ensel rief zu einer neuen Friedensinitiative – je früher desto besser – auf.
Im Gespräch gingen die Beteiligten auf die Details ein und verglichen u.a. die einzelnen Epochen unserer jüngeren Geschichte. Im Jetzt würden Bedrohungsszenarien aufgebaut und immer wieder verdeutlicht. Dabei müsse die Chance geboten werden, eine Welle der Abrüstung loszutreten. Die politische Realität unterscheide sich von dem zivilgesellschaftlichen Wunschdenken. Fast schon verzweifelt nahmen einzelne Teilnehmende das Gesagte und die Diskussion war.
Im Vortrag „Friedenstüchtig werden. Zum Prinzip der Dialogverträglichkeit“ wurde der „Frieden als Prozess“ fokussiert. Dabei wurde die Notwendigkeit von Mitteln dialogverträglicher Kommunikation deutlich. Eine friedliche Streitbeilegung hieße a) eine verstetigte Kommunikation, b) niemals Sanktionen und c) eine mögliche Inklusion des Gegenübers durch Orientierung an humanen Prozessen. Die vorgestellte Theorie unterscheide sich deutlich von dem heute spürbaren, aber dennoch eigentlich hinfälligen „Parabellum“. In der Vergangenheit hieß es, „willst Du Frieden, dann bereite dich auf den Krieg vor“.
Von dem humaneren Ansatz, der im Rahmen unseres Dialogs der Zivilgesellschaft vorgestellt und diskutiert wurde, konnten sich die Teilnehmenden anschließend selbst am praktischen Beispiel austesten und davon überzeugen.
Unser Dank gilt den interessierten Stimmen, die sich die Zeit nahmen für einen wertschätzenden Dialog und unseren Referenten. Als Deutsch-Russisches Forum werden wir auch im kommenden Jahr darum bemüht sein, Ihnen einen „Dialog der Zivilgesellschaft“ anbieten zu können.