Der Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis für deutsch-russische Verständigung wird seit 1994 verliehen und ist benannt nach dem deutschen Arzt aus Bad Münstereifel, der sich im 19. Jahrhundert selbstlos für Häftlinge und Verbannte in Russland einsetzte. Mit der mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnung ehrt das Deutsch-Russische Forum e.V. alljährlich Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die deutsch-russischen Beziehungen verdient gemacht haben. Unter den Ausgezeichneten befinden sich u.a. Prof. Dr. Egon Bahr, Bundesminister a.D. und Michail Gorbatschow, Staatspräsident a.D.
In diesem Jahr ehrt das Deutsch-Russische Forum e.V. neben Stefan Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter und CEO, Ekosem-Agrar AG, Graciela Bruch, Vorstandsvorsitzende der Globus-Stiftung mit dem Preis.
Graciela Bruch, Vorstandsvorsitzende der Globus-Stiftung
Am 1. Juli 2005 gründete Thomas Bruch, geschäftsführender Gesellschafter der Globus-Gruppe, die Globus-Stiftung. Seine Frau Graciela Bruch ist von Beginn an als Vorstand der Stiftung tätig. Das Hauptanliegen der Globus-Stiftung ist die Förderung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen mit dem Schwerpunkt der Eingliederung ins Berufsleben ist. Sie fördert eine Vielzahl von Projekten im In- und Ausland. Im Ausland liegt der Fokus der Globus-Stiftung auf der Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Im deutsch-russischen Kontext unterstützt die Globus-Stiftung neben diversen sozialen Projekten in Russland, wie u.a. Kinderheime und den Malteser Hilfsdienst in Moskau, den Sprachwettbewerb Bundescup „Spielend Russisch Lernen“ des Deutsch-Russischen Forums e.V. Durch seinen integrativen Charakter trägt der Bundescup „Spielend Russisch lernen“ neben der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund aus den ehemaligen Sowjetländern auch zur Aussöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Russen bei.
Frau Bruch, in diesem Jahr erhalten Sie für Ihr Engagement für die deutsch-russischen Beziehungen den Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Mich ehrt diese Auszeichnung sehr. Denn sie bedeutet für mich eine Anerkennung des Engagements der Globus-Stiftung in Russland. Wir freuen uns, damit einen bescheidenen, aber dennoch wichtigen Beitrag zur deutsch-russischen Verständigung leisten zu können.
Die Globus-Stiftung unterstützt seit 2011 u.a. Kinderheime und Hilfsorganisationen in Russland. Wie kam es zu der Entscheidung der Globus-Stiftung soziale Projekte in Russland fördern?
Die erste Berührung mit Russland kam für mich durch die Begleitung meines Mannes nach Russland, der dort mit Globus geschäftlich tätig ist. Für uns stand schnell fest, dass wir uns mit der Globus-Stiftung auch dort sozial engagieren möchten. Denn es ist uns ein Anliegen, zur Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen beizutragen. Wir sind der Meinung, dass Deutschland gegenüber Russland eine besondere Verantwortung trägt und Russland viel zu verdanken hat.
Wie wird die Förderung der Globus-Stiftung in Russland von den geförderten Institutionen aufgenommen?
Unsere Förderung wird von den Organisationen sowie den damit verbundenen Menschen mit größter Dankbarkeit aufgenommen. Die Zahl der deutschen Förderer in Russland ist begrenzt und es fehlt ganz allgemein an finanzieller Unterstützung für soziale Projekte. Das Bereg beispielsweise, ein nichtstaatliches Heim für Straßenkinder und gefährdete Jugendliche in St. Petersburg, könnte ohne unsere Hilfe seine Aktivitäten nicht mehr in dem Umfang beibehalten. Das Projekt Step up, das Jugendlichen, die ihre Kindheit in staatlichen Kinderheimen verbracht haben, eine nachträgliche Schulausbildung anbietet, habe ich schon mehrfach besucht, wir unterstützen es schon seit einigen Jahren. Die jungen Menschen dort sind alle sehr froh, sich fortbilden zu dürfen. Es werden immer mehr, sodass mittlerweile sogar schon Platznot besteht.
Die Globus-Stiftung fördert den Sprachwettbewerb „Bundescup Spielend Russisch lernen“ und setzt sich somit für das Fach Russisch an deutschen Schulen ein. Wie wichtig sind Sprachkenntnisse für den kulturellen Austausch?
Sprache ist Grundvoraussetzung für einen kulturellen Austausch. Ich habe es als Kind mehrfach selbst erlebt, in ein Land zu kommen und die Sprache nicht zu können. Aber es ist doch erstaunlich, wie schnell man eine Sprache im lockeren Miteinander spielerisch lernen kann, besonders dann, wenn der Wille zum Austausch groß ist.
Was verbinden Sie persönlich mit Russland?
Russland und vor allem seine Menschen faszinieren mit seit meinem ersten Besuch vor mehr als 10 Jahren. Durch Globus habe ich viele Menschen kennengelernt, Mitarbeiter und ihre Familien, aber auch Kunden. Auf den ersten Blick erschienen mir die Menschen dort eher verschlossen, aber jedes Mal wenn ich ein kleines Gespräch anfing, spürte ich eine große Herzlichkeit, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat.