Die Brandenburgischen Sommerkonzerte sind ein Musikfestival, das jährlich von Mitte Juni bis Mitte September an historischen und besonderen Spielstätten in Brandenburg und der Hauptstadtregion stattfindet. Seit 1990 verknüpft die Konzertreihe „Klassiker auf Landpartie“ klassische Konzerte mit einem touristischen Beiprogramm zu Kulturausflügen. Seit ihrer Gründung haben die Brandenburgischen Sommerkonzerte über 600 Konzerte an mehr als 200 verschiedenen Spielstätten in Brandenburg veranstaltet.
Erstmals entschieden sich 2018 die Organisatoren dazu, die Konzertreihe mit einem Partnerland durchzuführen: Den Auftakt macht Russland. Kulturportal Russland hat mit Heilwalt Georg Kröner, dem Vorstandsvorsitzenden der Brandenburgische Sommerkonzerte e.V.gesprochen. Die Brandenburgischen Sommerkonzerte sind ein Musikfestival und geben keine Bewertungen oder Einschätzungen zu politischen Themen, Herr Kröner spricht für sich selbst.
2018 haben die Organisatoren sich erstmals entschieden, die Konzertreihe mit einem Partnerland durchzuführen. Den Auftakt macht Russland. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Die Brandenburgischen Sommerkonzerte sind stets im Wandel und in der Entwicklung. Als Bürgerinitiative in der Wendezeit gegründet haben sie sich in 28 Jahren zu dem Klassikfestival für das ganze Land Brandenburg und die Hauptstadtregion entwickelt. Eines meiner wichtigsten Anliegen als neuer Vorstandvorsitzender ist es, das Festival noch stärker im Land zu verankern und unser altes Motto „gemeinsam Kultur machen“ noch stärker in den Fokus zu rücken. Als Pendant zu dieser stärkeren lokalen Verankerung wollen wir die Welt und unsere näheren oder entfernteren Nachbarn und Nationen nicht aus dem Auge verlieren, sondern neu und besonders in den Fokus nehmen. Deswegen haben die Brandenburgischen Sommerkonzerte ab 2018 ein Partnerland.
Die deutsch-russischen Beziehungen und die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind nicht erst seit diesem Jahr angespannt. Welche Auswirkungen hatten die politischen Verhältnisse auf die Entscheidung, sich für Russland als Partnerland zu entscheiden?
Zu meinem großen persönlichen Bedauern sind die Beziehungen aktuell zwischen Russland und Deutschland bzw. der EU angespannt, zumindest auf der politischen und medialen Ebene. Hier sei eine Frage erlaubt: Hat diese Anspannung irgendetwas mit den einzelnen Menschen und ihren Leben zu tun? Ich glaube nicht. Mit der Entscheidung Russland als erstes Partnerland für die Brandenburgischen Sommerkonzerte zu benennen kommt zweierlei zum Ausdruck: die große Liebe und Bewunderung für die russische Musik und Literatur auf der einen und auf der anderen Seite der Wunsch, einen positiv besetzten Beitrag zum Thema Russland zu leisten. Unsere historischen Verbindungen bis zu den Anfängen des 20. Jahrhundert sind so vielschichtig, die Verbrechen des Krieges so ungeheuerlich, dass es für die Gegenwart nur eine gemeinsame, von Respekt, Dialog und Freundschaft getragene Zusammenarbeit unserer Länder und Zivilgesellschaften geben kann und darf. Die Russische Föderation ist ebenso wie der sich in Auflösung befindende sogenannte Westen ein originärer und unendlich wichtiger Partner für Brandenburg, Deutschland und die EU.
Im Rahmen der Sommerkonzerte wird Matthias Platzeck, Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russisches Forum e.V., am 7. Juli in der Kreuzkirche Königs-Wusterhausen mit den Konzertgästen über die bilateralen Beziehungen, den deutsch-russischen kulturellen und zivilgesellschaftlichen Austausch sprechen. Wie kam es zu der Entscheidung musikalische Unterhaltung mit einer Diskussion über den zivilgesellschaftlichen Austausch zu verknüpfen?
Die Brandenburgischen Sommerkonzerte haben seit ihrer Gründung immer ein aufwendiges Programm neben dem jeweiligen Konzerthöhepunkt gehabt. Dieses Rahmenprogramm waren Lesungen, Besichtigungen, Ausfahrten, Vorträge u.a.m. Wir sind außerordentlich dankbar, dass das Deutsch-Russische Forum e.V. in der Person seines Vorsitzenden Matthias Platzeck in Königs-Wusterhausen über den deutsch-russischen kulturellen und zivilgesellschaftlichen Austausch sprechen wird. Er ist ja nicht nur Ministerpräsident a.D., Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V. sondern auch ehemaliger Schirmherr unseres Klassikfestivals. Vor allem ist er aber ein großer Kämpfer und Beförderer für die deutsch-russische Freundschaft. Wir freuen uns sehr, dass Matthias Platzeck zu uns kommt und gemeinsam mit den Brandenburgerinnen und Brandenburgern sein Vortragsthema bearbeiten wird.
Glauben Sie, dass Musik einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten kann?
Auf jeden Fall. Musik ist größer als jede Sprache und wird auf der ganzen Welt von allen Nationen verstanden, sie ist das Medium der Völkerverständigung überhaupt. Egal ob ein Rachmaninov Klavierkonzert oder eine Beethovensinfonie in Moskau, Berlin, Peking oder Rio de Janeiro erklingen, sie werden unabhängig von Nationaler Zugehörigkeit, politischer Überzeugung, Hautfarbe und Geschlecht verstanden.
Welche musikalischen russischen Highlights erwarten die Besucher der Konzertreihe?
Gleich die Festivaleröffnung in Frankfurt an der Oder beginnt mit einem russischen Highlight. Der Russische Geigenvirtuose Sergey Dogadin eröffnet die Brandenburgischen Sommerkonzerte 2018 mit Tschaikowski’s berühmten Violinkonzert in D-Dur. Weiterhin wird das Rastrelli Cello Quartett mit drei gebürtigen Russen und einem Weissrussen in Brandenburg an der Havel spielen, um dann bei unserem russischen Tag in Wünsdorf mit einem 100 Prozent russischen Programm von Pianist Boris Spasski fortzufahren. Das Ganze findet an einem historischem Ort, dem Haus der Offiziere, Oberkommando der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, bis zu ihrem Abzug vor einem viertel Jahrhundert, statt. Schließlich als Höhepunkt das vierte und letzte russische Highlight: das Freundschaftskonzert und erste Abschlusskonzert des diesjährigen Festivals auf Einladung des Botschafters der Russischen Föderation in der russischen Botschaft unter den Linden in Berlin. Darüber hinaus bietet unser Programm parallel zu den musikalischen Höhepunkten Lesungen russischer Literatur, wie zum Beispiel Kurzgeschichten von Tschechow oder Dostojewskij.