Das DokZentrum ansTageslicht.de, Reporter ohne Grenzen, die Friedrich-Ebert-Stiftung und das Deutsch-Russische Forum laden ein zur
PODIUMSDISKUSSION
am Dienstag, 1. August 2017 um 19.30 Uhr
bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastraße 28 (Haus 2, 6. Etage, Saal 6.01), 10785 Berlin.
In Russland dominiert das staatlich gelenkte Fernsehen die Berichterstattung, differenzierte und ausgewogene Stimmen hört man darin kaum. Beiträge, die Kritik an bestehenden Problemen, Korruption oder Behördenversagen betreffen, veröffentlichen Journalisten vor allem im Internet, doch auch dort schränkt der Staat die Freiheit mit neuen Gesetzen immer stärker ein. Wer die Verantwortlichen offen kritisiert, riskiert damit unter Umständen sein Leben. Die Täter werden nach Angriffen auf Journalisten nur selten gefasst und bestraft. Dennoch finden sich – von ausländischen Beobachtern oft wenig beachtet – in den russischen Regionen Nischen kritischer Berichterstattung, in denen Reporter unerschrocken über Umweltprobleme, kriminelle Geschäfte oder die Korruption lokaler Verwaltungen berichten.
Wie kann kritischer Journalismus in den russischen Regionen überhaupt funktionieren. Und wie lässt er sich finanzieren? Über welche Themen können Journalisten berichten, ohne dadurch sich selbst und ihre Familien in Gefahr zu bringen? Wer interessiert sich für unabhängige Berichte und wie reagieren die lokalen Autoritäten auf sie?
PODIUMSGÄSTE:
Irina Samochina, Geschäftsführerin des Verlags Krestjanin (Rostow)
Viktor Mutschnik, Chefredakteur von TV-2 (Tomsk)
Pawel Andrejew, Geschäftsführer des Onlineportals 7×7-journal.ru (Syktywkar, Republik Komi)
Tamina Kutscher, Chefredakteurin von dekoder.org (Berlin)
Moderation: Wolfgang Mühl-Benninghaus, Medienwissenschaftler (HU Berlin)
IRINA SAMOCHINA leitet den Verlag Krestjanin (Bauer) in Rostow am Don: www.krestianin.ru. Der größte unabhängige Verlag im Süden Russlands gibt drei Zeitungen und ein Magazin heraus. Nach ihrem Journalismus-Studium in Rostow arbeitete Samochina zunächst als Korrespondentin in dem 1991 von ihrem Vater gegründeten Verlag und baute danach dessen Werbe- und Marketingabteilung auf. Vor zehn Jahren übernahm sie die Geschäftsführung. Samochina ist Mitbegründerin des Verbandes unabhängiger Verleger (ANRI), in der sich russlandweit mehr als 60 unabhängige Verlagshäuser zusammengeschlossen haben.
VIKTOR MUTSCHNIK ist Chefredakteur des Nachrichtenportals TV-2 im sibirischen Tomsk. TV-2 war einer der ersten nichtstaatlichen Fernsehsender, die nach dem Ende der Sowjetunion gegründet wurden. 1994 wurde Mutschnik, der zuvor als Autor für TV-2 gearbeitet hatte, Chefredakteur des Senders. TV-2 erhielt für seine journalistischen Programme zahlreiche Preise und war auch im Ausland für seine kritische Berichterstattung bekannt. Anfang 2015 strichen die staatlichen Rundfunkanbieter und sämtliche Kabelnetze TV-2 aus dem Programm. Die Redaktion arbeitet seither im Internet unter tv2.today weiter.
PAWEL ANDREJEW ist Geschäftsführer des Onlineportals 7×7-journal.ru, auf dem seit 2010 sowohl professionelle Journalisten als auch Aktivisten und Blogger über zivilgesellschaftlich relevante Themen berichten: https://7×7-journal.ru. Unter dem Motto „Horizontales Russland“ will 7×7 Initiativen an unterschiedlichen Orten vernetzen und hat Ableger in weiteren Regionen Nordwestrusslands gegründet. Andrejew hat in Syktywkar Public Relations studiert und engagiert sich seit über zehn Jahren in der Menschenrechtsorganisation Memorial.
TAMINA KUTSCHER ist Chefredakteurin von dekoder: www.dekoder.org. Die 2015 gegründete Plattform will „Russland entschlüsseln“, indem sie ins Deutsche übersetzte Artikel ausgewählter russischer Medien mit Erklärungen und Kommentaren von Wissenschaftlern vereint. Tamina Kutscher hat Slawistik in Regensburg, Kasan (Russland) und Berlin studiert. Von 2010 bis 2016 arbeitete sie als Redakteurin und Projektleiterin beim Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost in Berlin.
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und auf Russisch statt und wird simultan gedolmetscht.
Nach der Diskussion besteht die Möglichkeit zu Gesprächen mit den Teilnehmern in informellem Rahmen.
Wir bitten um Anmeldung unter osteuropa@fes.de