
Im vergangenen Jahr hat das Deutsch-Russische Forum e.V. erstmals in Kooperation mit Fulbright Germany einen Trilateralen Science-Slam Deutschland – Russland und USA in Berlin veranstaltet. Dr. Evgeniya Sayko, Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forums e.V., spricht im Interview über die Entstehung und Hintergründe des Trilateralen Science Slams.
Frau Sayko, Was war der Hintergedanke, von bilateral (deutsch-russisch) trilateral zu werden? Warum wurde ausgerechnet USA als drittes Partnerland angefragt?
Vor 2 Jahren war ich bei einer Veranstaltung zu deutsch-amerikanischen Beziehungen. Obwohl es um die USA und Deutschland ging, tauchte immer wieder das Wort „Russland“ auf. Das war für mich sowie für viele andere bemerkenswert, dass es ohne Russen doch nicht geht (lacht). Ich habe mich dann zu Wort gemeldet und gesagt, dass wir doch lieber versuchen sollten, zu dritt über unsere Beziehungen und die Zukunft zu reden. Diese Diskussion wurde von dem Geschäftsführer der Deutschen Fulbright Kommission Dr. Oliver Schmidt moderiert. So habe ich Herrn Schmidt danach vorgeschlagen, junge Wissenschaftler der drei Länder zusammen zu bringen und einen Trilateralen Science Slam zu machen. Mit Begeisterung hat er diese Idee angenommen und schon das Jahr darauf fand in Berlin im Juni 2018 der erste deutsch-russisch-amerikanische Science Slam statt.
In diesem Jahr gab es dann in Göttingen und erstmals auch in den USA einen Trilateralen Science Slam. Welche Reaktionen gab es beim amerikanischen Publikum hierauf?
Der Trilaterale Science Slam in den USA fand im Juli in der kleinen Stadt Tucson (Arizona) statt, wo eine große Cottrell Scholar-Conference der RCSA (Research Corporation of Science Advancement) zum Thema Wissenschaftskommunikation tagte, u.a. mit Alumni der Fulbright Germany Kommission. Daher hatten wir unter den Zuschauern unter anderem viele hervorragende Wissenschaftler, Professoren aus den USA, Deutschland und anderen Ländern, die interessiert daran sind, ihre Forschungsergebnisse zugänglicher zu machen. Sie waren vom Science Slam wirklich begeistert. Das hat uns wieder gezeigt, dass der Science Slam ein perfektes Format für Wissenschaftsvermittlung ist und auch anspruchsvolle Profis gewinnen kann.
Verstehen sich die Slammerinnen und Slammer selbst als Kulturvermittler?
Die Slammer haben schon versucht, ihre kulturelle Hintergründe zu zeigen, insbesondere im Austausch untereinander, aber in erster Linie würde ich sagen, verstehen sie sich als Wissenschaftsvermittler, die eben keine Grenzen, Barrieren und Stereotypen kennen, bzw. versuchen, mit Stereotypen aufzuräumen, sei es Aufklärung über den CO2-Fußabdruck oder Entstehung von Fettzellen im menschlichen Körper.
Welcher Unterschied besteht zwischen den deutschen, russischen und amerikanischen Slammerinnen und Slammern?
Die Amerikaner sind generell mehr auf Show eingestellt und sie sind richtig gut auf Eigenpräsentation vorbereitet. Aus meiner Erfahrung als Science Slam Trainerin würde ich sagen, dass bei den russischen Wissenschaftlern der Bedarf, sich auf die Bühne vorzubereiten, etwas größer ist. Wie gefragt das Format in Russland ist, zeigt, dass es diesen Bedarf gibt und dass Science Slam diesen Bedarf decken kann.
Was ist weiterhin für das Projekt Science Slam geplant? Sind auch andere Länderkooperationen möglich?
Ja, die Kooperation mit anderen Ländern ist möglich und willkommen. Multiplikatoren zur Science-Kommunikation aus der Ukraine und Belarus haben wir in 2016 mit Russland und Deutschland im Rahmen eines Barcamps zusammengebracht. Und der Science Slam in Tucson wird bestimmt nicht der letzte Trilaterale oder Internationale Science Slam gewesen sein. Auch bei der Assoziation Science Slam Russia ist das für die Zukunft vorgesehen. Was die nähere Zukunft angeht, plant das Deutsch-Russische Forum zwei neue Slamformate: deutsch-russischer Science Slam TWIN CITIES in Krasnodar mit Gästen aus der Partnerstadt Karlsruhe und deutsch-russischer Science Slam Twin UNI in Tomsk Ende dieses Jahres. Also jetzt gehen wir erst mal wieder nach Osten.
Dokumentation Trilaterale Science-Slams
1. Trilateraler Science Slam (Deutschland – Russland – USA) am 19. Juni 2018 in Berlin
2. Trilateraler Science Slam (Deutschland – Russland – USA) am 3. Juni 2019 in Göttingen
3. Trilateraler Science Slam (Deutschland – Russland – USA) am 11. Juli 2019 in Tuscon